Rauchverbot In deutschen Kneipen wird weiter gequalmt

Seit mehr als zwei Jahren existiert das Rauchverbot in der deutschen Gastronomie. Die Menschen scheint dies jedoch wenig zu interessieren. In den Kneipen und Bars wird weiter geraucht. Vier von fünf Betrieben sind nach einer aktuellen Studie verraucht.

Mehr als 80 Prozent der Kneipen und Bars in Deutschland sind trotz der Nichtraucherschutzgesetze nach wie vor verqualmt. Und im Gros der Fälle wird gegen Vorgaben verstoßen. Das geht aus einer großen Evaluationsstudie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) hervor, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Fast 3000 Gastronomiebetriebe in den Innenstädten von Düsseldorf, Hannover, Kiel, Mainz, Magdeburg, Schwerin, Stuttgart und Wiesbaden sowie von Berlin und München suchten die Forscher dazu auf. Es ist die erste Studie dieser Art in Deutschland.

"In der getränkegeprägten Gastronomie sind auch heute noch vier von fünf Betrieben verraucht", lautet das Fazit der Forscher nach dem Besuch von insgesamt 2939 gastronomischen Betrieben. Wer abends ein Bier trinken möchte, müsse vielerorts lange suchen, wenn er nicht zum Passivrauchen gezwungen werden wolle. In Gaststätten mit Raucherräumen ist die Schadstoffbelastung selbst in Nichtraucherbereichen demnach messbar erhöht, da der Qualm auch in die angrenzenden Räume vordringt. Nicht viel besser ist es der Studie zufolge in den Spielhallen. Mehr als 90 Prozent der Spielhallen seien verqualmt.

In Sachen Nichtraucherschutz ist Düsseldorf nach der Studie das Schlusslicht unter den überprüften Landeshauptstädten: Dort gebe es nicht nur die meisten Raucherkneipen, sondern auch die meisten Verstöße gegen deren Kennzeichnungspflicht. Den besten Gesundheitsschutz bietet demnach München, wo seit August 2010 ein generelles Rauchverbot im Gastgewerbe gilt. Doch auch dort machen laut dkfz immerhin 17 Prozent der Getränkegaststätten von der einzigen verbliebenen Ausnahmeregelung - der Raucherlaubnis bei geschlossenen Gesellschaften - Gebrauch.

Nichtraucherschutzgesetze gelten in allen Bundesländern. Bayern hat die schärfste Regelung, dort gilt seit einem Volksentscheid im Jahr 2010 ein striktes Rauchverbot für alle Gaststätten. In den meisten anderen Bundesländern existieren Ausnahmeregelungen etwa für Festzelte oder Einraumgaststätten, in denen keine warmen Speise angeboten werden.

"Die meisten Landesgesetze zum Nichtraucherschutz dürfen als gescheitert angesehen werden", folgerte Martina Pötschke-Langer, Leiterin der Krebsprävention des DKFZ sowie des WHO-Zentrums für Tabakkontrolle. Durch die unterschiedlichen Landesgesetze und die Vielzahl von Ausnahmeregelungen sei der Nichtraucherschutz schwer umzusetzen und zu kontrollieren. Die Experten forderten deshalb eine umfassende und einheitliche Regelung zum Nichtraucherschutz in der Gastronomie, so wie sie bereits in anderen EU-Ländern eingeführt wurde.

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AFP/DPA

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