Der Fast-Fashion-Konzerns Shein ist für seine Billigmode bekannt und sorgte in der Vergangenheit immer wieder für negative Schlagzeilen wegen umstrittener Produktions- und Arbeitsbedingungen. Nun versuchte der Konzern offenbar, Schadensbegrenzung zu betreiben, indem er sechs US-amerikanische Influencerinnen zu einer seiner Fabriken im chinesischen Guangzhou einlud. Diese kassierten in den sozialen Medien dafür reichlich Kritik.
Von ihrem Besuch posteten die Influencerinnen fleißig Videos, die sie beim Besuch der sogenannten "Innovation Factory" von Shein zeigen, in der vor allem Muster für die Kleidungsstücke erstellt werden sollen. In ihren Reiseberichten versichern sie immer wieder, wie sauber und schön vor Ort alles sei und wie glücklich die Mitarbeiter:innen bei ihren Jobs wirkten. Sie hätten zudem ganz normale Arbeitszeiten. Eine der Influencerinnen kommentierte in ihrem Reisebericht, die Arbeiter:innen würden bei ihrer Arbeit "nicht einmal schwitzen". Der Tenor der Videos: Von den angeblich so schlechten Arbeitsbedingungen, für die Shein immer wieder kritisiert wird, keine Spur.
Influencerinnen werden für PR-Trip kritisiert
Follower:innen der Influencerinnen kritisieren sie nun dafür, die Einladung von Shein nicht kritisch genug hinterfragt zu haben und sich für eine PR-Aktion ausnutzen zu lassen. Unter einem der Videos kommentiert eine Userin sinngemäß: "Du hast diese leere Fabrikhalle mit unbesetzten Arbeitsplätzen gesehen und mit Arbeitern, die die Stoffe für jedes Kleidungsstück einzeln zuschneiden – und du hast geglaubt, dass sie so Millionen von Kleidungsstücken täglich herstellen? Bei den Preisen, die sie verlangen?"
Das Unternehmen selbst äußerte sich nach dem Shitstorm wie folgt: "Shein verpflichtet sich selbst zu Transparenz, und dieser Trip zeigt, wie wir auf Feedback hören (...)" Mit dem Trip habe man einer Gruppe von Influencerinnen die Möglichkeit gegeben, zu sehen, wie Shein arbeite, und die eigenen Erkenntnisse mit ihren Follower:innen zu teilen.
Das Konzept, nach dem Shein arbeitet, wird auch Ultra-Fast-Fashion genannt. Dies bedeutet, dass noch schneller noch mehr Kleidungsstücke produziert werden, als es bei Fast-Fashion-Konzernen wie H&M oder Zara üblich ist. Laut Medienberichten gehen auf der Website von Shein täglich bis zu 1000 neuer Kleidungsstücke online. Auch die Preise sind nochmal deutlich billiger: Auf der Website von Shein gibt es nicht wenige Produkte schon für fünf bis zehn Euro.
Abseits von vereinzelten Pop-up-Läden verkauft Shein seine Mode ausschließlich online. Auch mithilfe von Künstlicher Intelligenz wird das Netz permanent nach neuen Trends abgesucht, um diese möglichst schnell zu produzieren. Dabei wurden auch schon Vorwürfe laut, dass der Konzern immer wieder Designs von kleineren Labels oder Modedesignern einfach kopiere. Das Unternehmen hat deshalb mehrere Klagen am Hals.
Kritik an Shein wegen Arbeitsbedingungen und Auswirkungen auf die Umwelt
Medien und NGOs berichteten in den letzten Jahren immer wieder von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen bei Shein. Laut dem Bericht der Schweizer NGO "Public Eye" sollen etwa in den Produktionsstätten in Guangzhou Arbeitszeiten von 75 Stunden pro Woche üblich sein, bei nur einem Urlaubstag im Monat. Die Bezahlung soll laut Recherchen des britischen TV-Senders "Channel 4" bei weniger als 500 Euro monatlich liegen, während erwartet wird, dass Arbeiter:innen 500 Kleidungsstücke pro Tag produzieren.
Auch für die Umwelt ist die Ultra-Fast-Fashion von Shein wegen seiner auf Schnelllebigkeit ausgerichteten Produktion sehr schädlich. Viele Kleidungsstücke landen am Ende auf dem Müll. Greenpeace veröffentlichte zudem vergangenes Jahr einen Bericht, laut dem schädliche Chemikalien in rund einem Drittel der geprüften Kleidungsstücke gefunden wurden.
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Quellen: Forbes, CNN Business, Euronews, ntv.de, Watson, Instagram