Es war das bislang schlimmste Flugzeugunglück in der Geschichte Südkoreas: Eine Maschine der Billigfluglinie Jeju Air zerschellte am Sonntagmorgen am Flughafen von Muan an einer Mauer. Insgesamt 179 Menschen kamen dabei ums Leben. Nur zwei Crew-Mitglieder überlebten.
Wie die Menschen an Bord der Maschine die letzten Minuten vor dem Unglück erlebten, darüber geben unter anderem SMS-Nachrichten Aufschluss, die von der südkoreanischen Nachrichtenagentur "News1" veröffentlicht wurden. Gesendet hatte sie ein Passagier von Flug 7C2216 an einen Angehörigen, der am Flughafen wartete. "Ein Vogel ist in die Flügel geraten. Wir können nicht landen", heißt es in der ersten Nachricht.
SMS von Bord des verunglückten Flugzeugs
Auf die sofortige Nachfrage, seit wann das der Fall sei, antwortet der Fluggast: "Gerade eben. Soll ich mein Testament machen?" Danach, so sagte es der Empfänger der SMS der Nachrichtenagentur, sei der Kontakt abgerissen. Es waren die letzten Worte des Passagiers, der wenige Minuten später tödlich mit der Maschine verunglückte.
An Bord des aus Bangkok kommenden Fliegers befanden sich 175 Fluggäste und sechs Crew-Mitglieder. Bis auf zwei Personen aus Thailand hatten alle Menschen die koreanische Staatsbürgerschaft. Bisher sind noch nicht alle Opfer identifiziert.
Flugunfallstatistik: Das sind die sichersten Airlines des Jahres 2023

Angehörige stehen nach Flugzeugunglück unter Schock
Die meisten Angehörigen erfuhren erst von den Schwierigkeiten auf dem Flug, als das Unglück bereits passiert war. In der Ankunftshalle am Flughafen spielten sich dramatische Szenen ab. Viele der Wartenden seien in Tränen ausgebrochen oder hätten laut die Namen ihrer Lieben gerufen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
"Meine Tochter war Mitte 40 und ist so geendet. Das kann ich nicht glauben", zitiert Reuters einen 71-jährigen Mann. "Sie war beinahe zu Hause." Bei den meisten Passagieren in dem Unglücksflieger handelte es sich um Urlaubsrückkehrer. Ein anderer Vater erzählte der Nachrichtenagentur AP, seine Tochter arbeite in Südkorea und sei auf Familienbesuch in Thailand gewesen. "Ich habe gehört, dass in Südkorea am Morgen ein Flugzeug explodiert ist. Aber ich hatte überhaupt nicht erwartet, dass meine Tochter an Bord dieses Fluges war", sagte er der Nachrichtenagentur AP. "Ich hätte nie gedacht, dass dies das letzte Mal war, dass wir uns gesehen haben."

Eine Woche Staatstrauer in Südkorea
Nach bisherigen Erkenntnissen hat wohl Vogelschlag zu Problemen am Fahrwerk geführt. Unmittelbar vor der Landung hatte es eine Warnung des Towers gegeben, wenig später setzten die Piloten bereits einen Notruf ab. Beim Landeversuch ohne ausgeklapptes Fahrwerk schlitterte das Flugzeug in eine Mauer und ging in Flammen auf. Weiteren Aufschluss über die Gründe sollen die beiden sichergestellten Flugschreiber geben. In Südkorea herrscht nach dem Unglück eine sieben Tage andauernde Staatstrauer.
Quellen: "News1", "Guardian", Reuters, AP