Susanne Osthoff Sorge vor Entführung Nr. 2

Politiker drängen Susanne Osthoff, nicht in den Irak zurückzukehren; Völkerrechtler argumentieren, der Staat müsse ihr bei einer zweiten Entführung nicht mehr helfen. Doch die Archäologin scheint unbeirrbar.

Zahlreiche Politiker, darunter Außenminister Frank Steinmeier, haben eindringlich an Susanne Osthoff appelliert, nicht in den Irak zurückzukehren. Die Gefahrenlage habe sich nicht geändert. Osthoff hatte in einem Interview des arabischen Senders Al Dschasira offen gelassen, ob sie wieder in den Irak reise. Wörtlich sagte sie: "Die Hilfsgelder für den Irak erreichen nicht die bedürftigen Iraker. Sie kommen ins Land rein, aber nicht an. Ich befand, jemand muss hier helfen, denn der Irak ist wie ein Tiger im dunklen Käfig. Die Leute leiden und ich will Ihnen helfen, auf eigene Verantwortung."

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Lothar Mark brachte die Ansicht der meisten Politiker auf den Punkt: "Susanne Osthoff muss wissen, dass der deutsche Steuerzahler ihr kein zweites Mal eine Geiselfreilassung im Irak finanzieren würde." Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth äußerte hingegen Verständnis für Osthoffs Pläne. "In unserer Demokratie ist es gut und richtig, dass es freie und selbstbestimmte Entscheidungen gibt", sagte Roth dem "Handelsblatt". Der Irak sei seit vielen Jahren Osthoffs Lebensmittelpunkt. "Wenn sie ihre archäologische oder humanitäre Arbeit im Irak fortsetzen will, wird ihr das niemand verbieten können."

Osthoff kontaktierte Al Dschasira

Völkerrechtler argumentierten unterdessen, dass er Staat der Archäologin im Falle einer zweiten Entführung nicht mehr beispringen müsse - dies aber aus humanitären Gründen dennoch tun würde (siehe Kasten). Allerdings sei es denkbar, dass die Regierung dann die Kosten von ihr zurückfordern würde. Die finanzielle Unterstützung ihrer Projekte im Irak hat die Bundesregierung bereits eingestellt.

Das Interview, das Osthoff dem Sender Al Dschasira gab, wurde - obwohl sie gut Arabisch spricht - auf Englisch geführt. Die 43-Jährige sagte, sie sei von ihren Entführern gut behandelt worden. Die Kidnapper hätten kein Geld gewollt, sondern die Förderung humanitärer Projekte in den sunnitischen Regionen des Iraks. Al Dschasira zufolge fand das Interview mit Osthoff in Doha im Golfstaat Katar statt. "Sie ist auf Al Dschasira zugekommen und nicht umgekehrt", sagte der Deutschland-Korrespondent des Senders, Aktham Suliman, dem Berliner "Tagesspiegel". Dass Osthoff ein arabisches Medium gewählt habe, zeige ihren Respekt und Willen zum Dialog.

AP · DPA
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