USA Ehepaar will nukleare Staatsgeheimnisse ans Ausland verkaufen – und versteckt sie in einem Sandwich

Portäts von Diana und Jonathan Toebbe
Diana und Jonathan Toebbe verkauften Insiderinformationen gegen Cryptowährungen
© Uncredited/ / Picture Alliance
Sie wollten Insiderinformationen der US-Marine ans Ausland verkaufen. Was sie nicht wussten: Sie verhandelten mit verdeckt ermittelnden FBI-Agenten. Das Paar landet vor Gericht – und wird zu langen Haftstrafen verurteilt.

"Es ist eine Geschichte wie aus dem Kino", sagt die US-Bezirksrichterin Gina M. Groh über das Ehepaar Toebbes und ihren Fall. Als Nuklearingenieur arbeitete Jonathan Toebbe bei der US-Marine und unterlag einer strengen Sicherheitsfreigabe.

Gemeinsam mit seiner Frau Diana, einer Privatschullehrerin, versuchte er, vertrauliche Informationen über nukleare Antriebssysteme von U-Booten an ausländische Staaten zu verkaufen. Ein Tatbestand, mit dem das Ehepaar gegen Atomenergiegesetz der USA verstieß, was mit einer lebenslangen Haftstrafe geahndet werden kann.

Über mehrere Monate hinweg stellte der 44-Jährige Tausende von Seiten an Dokumenten an verdeckte FBI-Agenten zur Verfügung, die sich als Vertreter eines ausländischen Staates ausgaben. Die Dokumente enthielten "einige der sichersten und sensibelsten Informationen über unsere nuklearbetriebene Flotte", zitiert die "Washington Post" den Befehlshaber der US-U-Boot-Streitkräfte, Vizeadmiral William J. Houston.

Richtern nennt das Paar "gestandene Verräter"

Die Dokumente enthielten Informationen über das Innenleben eines hochmodernen Kampf-U-Boots, dessen Herstellung rund drei Milliarden US-Dollar kostet. Jonathan Toebbe hatte jahrelang an einer nuklearen Antriebstechnologie für die Marine gearbeitet, welche es den U-Booten ermöglicht, länger unter Wasser zu bleiben und sich unauffälliger zu bewegen.

Die Bezirksrichterin Groh nannte die Toebbes "gestandene Verräter", die "schreckliche Taten gegen diese Nation" begangen hätten. Das Verbrechen des Ehepaars sei eines der schwersten, das sie in ihrem Gerichtssaal gesehen habe, mit dem "Potenzial, US-Soldaten, dem Militär und Zivilisten zu schaden", so Groh.

Datenträger versteckt in Kaugummi-Packung und Erdnussbutter-Sandwich

Der Staatsanwaltschaft zufolge nahm Jonathan Toebbe zunächst Zehntausende Dollar in Kryptowährung dafür, um den verdeckten FBI-Agenten geheime Daten zu übergeben. Außerdem bot er ihnen 51 Informationspakete an, welche er an Sicherheitskontrollpunkten "vorbeigeschmuggelt" hätte. Dafür verlangte er fünf Millionen US-Dollar, gezahlt in Kryptowährung. Das geht aus einer Anklage vom Oktober 2021 hervor.

Seine Frau Diana war dafür zuständig, bei den geheimen Übergaben Ausschau zu halten. An vorher vereinbarten Orten ließ Jonathan Toebbe Datenträger zurückgelassen hatte – unter anderem in einer Packung Kaugummi und einem halben Erdnussbutter-Sandwich. Bei einer der Übergaben soll er eine Nachricht hinterlassen haben, dass er und seine Komplizin bereit seien, aus den USA zu fliehen: "Wir haben Bargeld und Pässe beiseite gelegt."

Diana Toebbe: "Ich hätte meinem Instinkt folgen sollen"

Den Anwälten der Toebbes nach wollten Jonathan und Diana mit ihren zwölf- und 16-jährigen Söhnen das Land verlassen, da sie gegen Präsident Donald Trump waren. "Ich glaubte, dass meine Familie in großer Gefahr wäre, dass die Demokratie selbst am Rande des Zusammenbruchs stände. Und diese Art von katastrophalem Denken hat mich überwältigt", sagte Jonathan Toebbe bei der Urteilsverkündung.

Er nannte sich selbst als einen überarbeiteten Familienvater, der sich während eines Nervenzusammenbruchs, der mehr als ein Jahr andauerte, mit Alkohol "selbst behandelt" habe. "Ich habe in meiner Verantwortung gegenüber dem amerikanischen Volk versagt, die Geheimnisse zu bewahren, die mir anvertraut wurden", sagte er.

Diana Toebbe bedauerte vor Gericht ihre "katastrophale Entscheidung": "Ich hätte meinem Instinkt folgen und versuchen sollen, meinem Mann diesen Plan auszureden, aber dann gingen die Schwierigkeiten meiner Familie weiter, meine Depression war auf einem Allzeithoch und ich hatte das Gefühl, dass die politische Situation des Landes katastrophal war", sagte sie. "Ich habe es nicht nur versäumt, ihm das Vorhaben auszureden, sondern ich habe ihm sogar geholfen und wollte, dass er Erfolg hat. Damals habe ich absurderweise geglaubt, dass dies ein Ausweg aus diesen Kämpfen wäre."

Versteckte Briefe in Wäschesäcken

Die Toebbes hatten sich bereits im Februar schuldig bekannt, doch Richterin Groh verwarf die Vereinbarungen mit den Staatsanwälten und nannte sie "völlig unzureichend". Diese sahen für Jonathan Toebbe eine Haftstrafe von 12,5 bis 17,5 Jahren und für Diana Toebbe eine Haftstrafe von drei Jahren vor. Stattdessen verurteilte die Richterin ihn zu 19 Jahren und vier Monaten und sie zu 21 Jahren und zehn Monaten.

Die längere Haftstrafe für Diana Toebbe begründete die Richterin damit, dass die Angeklagte versucht hatte, mit ihrem Ehemann über handgeschriebene Briefe zu kommunizieren, die sie aus dem Gefängnis heraus schrieb, und in denen sie ihn drängte, sich schuldig zu bekennen und den Behörden gegenüber zu behaupten, sie hätte nichts mit dem Plan zu tun gehabt. Einen dieser Briefe hatte sie in einen Wäschesack versteckt. Die Briefe wurden von den Gefängniswärtern abgefangen.

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Richterin glaubt Toebbe nicht

"Der Schaden für diese Nation ist schwerwiegend, und es sind beängstigende Zeiten, in denen wir leben", sagte die Richterin bei der Urteilsverkündung am Mittwoch. Groh sagte, sie glaube nicht, dass Jonathan Toebbe versucht habe, seine Familie vor Trumps Präsidentschaft zu schützen.

"In einer Art und Weise, die sich wie ein Krimi oder ein Filmdrehbuch liest, hat der Angeklagte seine Vertrauensstellung missbraucht ... um die nationale Sicherheit zu bedrohen", sagte sie und fügte hinzu, dass er "jeden Bürger dieses Landes in eine verletzliche Lage gebracht hat."

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