Rund zweieinhalb Wochen lang hörten sie sich Zeugenaussagen an – jetzt muss die Jury im Fall des getöteten Ahmaud Avery zu einem Urteil kommen. Am Dienstag berieten sie sich sechs Stunden lang, jedoch ohne Ergebnis. Am Mittwochmorgen sollen die Beratungen wieder aufgenommen werden.
Der Fall sorgte seit Bekanntwerden für Aufsehen: Am 23. Februar 2020 verfolgten drei weiße Männer, ein Vater und sein Sohn sowie ein Nachbar der beiden, in Brunswick im US-Bundesstaat Georgia den schwarzen Arbery beim Joggen. Angeblich hielten sie ihn für einen Einbrecher und wollten ihn stellen. Bis dahin existierte in Georgia noch ein Festnahmerecht für Bürger, welches ihnen erlaubte, einen mutmaßlichen Straftäter bis zum Eintreffen der Polizei vorläufig festzunehmen. Bei einem Handgemenge zwischen Arbery und dem bewaffneten Sohn gab dieser drei Schüsse auf Arbery ab, zwei davon verletzten den 25-Jährigen tödlich. Er verstarb noch am Tatort.
Verteidiger gibt Ahmaud Arbery die Schuld
Niemand wurde wegen des Mordes angeklagt, bis zwei Monate später ein Video auftauchte, dass der Nachbar bei der Verfolgung aufgenommen hatte. Das Georgia Bureau of Investigation übernahm daraufhin den Fall von der örtlichen Polizei.
Vor Gericht plädierten alle drei Männer auf nicht schuldig. Der Verteidiger erklärte, Arbery habe gewaltsam mit den Fäusten zugeschlagen, um sich einer rechtmäßigen Verhaftung durch die Angeklagten zu widersetzen. Sein Mandant habe seine Schrotflinte in Selbstverteidigung abgefeuert, nachdem Arbery ihn angegriffen und versucht hatte, die Waffe zu ergreifen. Er bezeichnete Arberys Tod als eine Tragödie an der er jedoch selbst Schuld sei.
Auswahl der Jury sorgte für Empörung
Die Staatsanwältin verbrachte zwei Stunden damit, auf die Versuche der Verteidiger einzuhämmern, den jungen Schwarzen für seinen eigenen Tod verantwortlich zu machen. "Sie können sich nicht auf Selbstverteidigung berufen, wenn Sie der ungerechtfertigte Angreifer sind", sagte sie den Geschworenen in ihrem Schlussplädoyer. "Wer hat damit angefangen? Es war nicht Ahmaud Arbery." Und weiter: "Man kann keine Bürgerverhaftung vornehmen, weil jemand die Straße entlang rennt und man keine Ahnung hat, was er falsch gemacht hat".
Die Jury, die über den Fall entscheidet, besteht aus elf weißen und einem schwarzen Geschworenen. Die Auswahl fast ausschließlich weißer Geschworener hatte für Empörung gesorgt.

Sehen Sie im Video: Nur wenige Wochen vor dem Tod von George Floyd heizte der Fall von Ahmaud Arbery die Rassismus-Debatte in den USA an. Der junge Afroamerikaner wurden beim Joggen von Weißen erschossen. Der stern war am Tatort.
Quellen: AP, DPA