American-Airlines-Flug Flugbegleiterin geschlagen: Erste-Klasse-Passagier drohen bis zu 20 Jahre Haft

Ein Erste-Klasse-Passagier hat auf einem US-Linienflug von American Airlines eine Stewardess mit Schlägen verletzt 
Auf einem US-Linienflug von American Airlines hat ein Erste-Klasse-Passagier eine Stewardess verletzt und steht deshalb jetzt vor Gericht (Symbolbild)
© Matt Rourke / Picture Alliance
Ein Erste-Klasse-Passagier hatte vergangene Woche auf einem American-Airlines-Flug eine Stewardess mit Schlägen verletzt. Das könnte ihn teuer zu stehen kommen, wie Gerichtsdokumente zeigen.

Ein junger Mann, der in der vergangenen Woche auf einem Flug von New York zum John Wayne Airport nahe Los Angeles eine Stewardess ins Gesicht geschlagen und damit eine ungeplante Zwischenlandung in Denver provoziert hatte, ist erstmals wegen des Zwischenfalls vor Gericht erschienen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 20-Jährigen Störung des Flugpersonals sowie tätlichen Angriff im Rahmen der Sonderrechtsprechung für den US-Luftverkehr vor, wie mehrere Medien berichten. Die Höchststrafe für diese Vergehen liegt bei 20 Jahren Gefängnis oder einer Geldstrafe von 250.000 Dollar oder beidem.

Flugbegleiterin erlitt Gehirnerschütterung

Die am Montag im Rahmen des Gerichtstermins in Santa Ana in Kalifornien veröffentlichte Strafanzeige gegen den Erste-Klasse-Passagier enthält neue Details über den Vorfall vom 27. Oktober an Bord des American-Airline-Fluges, über den auch der stern berichtete. Das Opfer sagte demnach aus, sie habe sich mit einer anderen Flugbegleiterin unterhalten, als sie einen Schlag gegen ihren Kopf gespürt habe. Als sie sich umgedreht habe, habe sie den 20-Jährigen gesehen und ihn gefragt, ob es ihm gut gehe. Dieser habe geantwortet, dass er auf die Toilette müsse, die aber besetzt gewesen sei.

Da der Kapitän in Erwartung von Turbulenzen das Anschnallzeichen eingeschaltet hatte, habe sie den Mann gebeten, zu seinem Sitz zurückkehren und dort zu warten, bis die Toilette frei sei. Daraufhin habe er seine Arme gehoben, als wolle er sich strecken, und ihr dann mit dem Ellbogen auf den Kopf geschlagen.

Als eine andere Flugbegleiterin versucht habe einzugreifen, habe sich der 20-Jährige dem Anschein nach zunächst zurückziehen wollen, sei dann aber erneut auf sie losgegangen und habe ihr mit seiner rechten Faust ins Gesicht geschlagen, sagte die Stewardess aus. Nach dem Angriff sei ihr übel und schwindlig gewesen und sie sei nach der Landung auf einer Trage aus dem Flugzeug gebracht worden. Die Ärzte hätten gesagt, sie habe eine Gehirnerschütterung erlitten, aber aufgrund der Schwellung nicht feststellen können, ob ihre Nase gebrochen war.

Beschuldigter laut eigener Aussage auf Heimflug von Hirn-OP

Vier Zeugen bestätigten der Strafanzeige zufolge die Vorwürfe der Flugbegleiterin gegen den 20-Jährigen. Dieser stellte den Zwischenfall jedoch völlig anders dar.

Er sei aufgestanden, um auf die Toilette zu gehen, und habe sich gestreckt, als er die Flugbegleiterin versehentlich mit der Hand oder dem Arm gestoßen habe, sagte der Mann den Ermittlern. Die Flugbegleiterin habe sich daraufhin aufgeregt und begonnen, mit ihren Händen gegen seinen Kopf zu schlagen. Das habe ihn sehr besorgt, weil er sich auf dem Heimflug von einer Gehirnoperation in Rhode Island, bei der Teile seines Schädels rekonstruiert worden seien, befunden habe und jeder Schlag gegen seinen Kopf ihn "schwer verletzen oder töten" könne.

Die Schädelverletzung habe er sich zugezogen, nachdem er irgendwann im Herbst 2020 in New York angegriffen worden sei, erklärte der Passagier den Gerichtsdokumenten zufolge. Infolgedessen leide er an psychischen Schäden, Ohrensausen, Übelkeit, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen. Zudem reagiere er empfindlich auf Geräusche und erlebe manchmal einen mentalen "Nebel", der das Denken erschweren könne.

Nach dem ersten Kontakt mit der Stewardess sei er zurückgewichen und habe seine Hände mit den Handflächen nach außen zur Verteidigung erhoben, schilderte der 20-Jährige den Vorfall weiter. Doch die Flugbegleiterin habe ihn angegriffen und ihre Nase gegen die Handfläche seiner rechten Hand geschlagen. Die Frau mit der Faust zu schlagen, sei ihm gar nicht möglich gewesen, da er sich Wochen zuvor beim Footballspielen verletzt habe und seine Hand nicht ballen könne.

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Attacke im Flugzeug: Frau schlägt Stewardess zwei Zähne aus

Das Gericht in Santa Ana wies den Beschuldigten den Berichten zufolge an, sich einer psychiatrischen Untersuchung zu unterziehen und am 15. November zu einer Anhörung vor einem anderen Bundesgericht in Denver im Bundesstaat Colorado zu erscheinen. Gegen eine Kaution von 10.000 Dollar entließ es den 20-Jährigen aus der Untersuchungshaft.

Laut der US-Flugaufsichtsbehörde FAA sind bis zum 25. Oktober fast 5000 Beschwerden über renitente Passagiere bei ihr eingegangen. 3580 Vorfälle seien im Zusammenhang mit der Maskenpflicht gemeldet worden. Mehr als 920 Untersuchungen seien eingeleitet worden, das sei die höchste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen der Agentur im Jahr 1995.

mad

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