Anschlag Messerattacke auf Hamburgs Justizsenator Kusch

Der Senator wurde in einer Fußgängerzone in Hamburg von einer 41 Jahre alten Frau mit einem Klapp-Messer angegriffen und verletzt. Die Attentäterin wurde widerstandslos festgenommen.

Eine geistig verwirrte Frau hat am Donnerstag bei einer Wahlkampfveranstaltung mit einem Messer auf den Hamburger Justizsenator Roger Kusch (CDU) eingestochen und ihn leicht verletzt. Die 41-jährige Angreiferin wurde von Passanten überwältigt und der Polizei übergeben. "Es gibt kein politisches Motiv", sagte der Leiter des Staatsschutzes im Hamburger Landeskriminalamt, Bodo Franz. Die aus dem Stadtteil Altona stammende 41-Jährige ist der Polizei als geistig verwirrt bekannt, bisher aber nie gewalttätig geworden. Die Tat löste bundesweit bei Politikern Entsetzen aus.

Der am rechten Oberschenkel leicht verletzte Kusch wurde nach der Tat in seinem Dienstwagen zu einem Krankenhaus gefahren. Am frühen Nachmittag konnte er die Klinik wieder verlassen. "Es geht ihm gut, auch psychisch", sagte der leitende Oberarzt Hans-Joachim Rose. Die Behandlung solle ambulant fortgeführt werden. "Der Stich hat weder Nerven, Knochen oder lebenswichtige Organe verletzt und ich hatte mutige Menschen neben mir", sagte Kusch der Tageszeitung "Die Welt" nach der Entlassung aus der Klinik. "Ich habe die Frau erst gar nicht wahrgenommen, sondern nur den Messerstich bemerkt."

Kontakt zu den Anwohnern gesucht

Der Senator hatte im Bürgerschaftswahlkampf an einem Informationsstand der CDU gestanden und anschließend bei einem Gang über den Wochenmarkt den Kontakt zu den Anwohnern gesucht. In Hamburg wird am 29. Februar vorzeitig eine neue Bürgerschaft gewählt. Nach Zeugenaussagen hatte sich die Frau mit dem Ruf: "Du schwule Sau, du hast mein Kind umgebracht" auf Kusch gestürzt und mit einem Klappmesser auf ihn eingestochen.

Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sprach von der "Tat einer Irregeleiteten". Er äußerte großes Bedauern, ihm tue es außerordentlich Leid für Kusch. Auswirkungen auf den Wahlkampf sah Beust zunächst nicht. Der Bürgermeister sagte, für Politiker gebe es keinen absoluten Schutz. Das Risiko gehöre zum Beruf. "Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz. (...) Sie wollen ja nicht im Käfig durch die Gegend geschoben werden."

Durch Ronald Schill bekannt geworden

Kusch war über die Grenzen Hamburgs hinaus im Zusammenhang mit dem Rausschmiss Ronald Schills als Innensenator durch Beust im August vergangenen Jahres bekannt geworden. Auslöser war Schills Behauptung, Beust habe ein homosexuelles Liebesverhältnis mit Kusch, was beide entschieden zurückwiesen.

Laut Innenbehörde hatte der Justizsenator am Tag des Anschlags keinen Personenschutz. "Es hat keine Hinweise auf mögliche Störungen gegeben", sagte Behördensprecher Marco Haase. Nach dem Angriff auf Kusch würden Behörden und Landeskriminalamt nun in einer neuen Analyse der Gefährdungslage entscheiden, ob der Schutz der Senatoren im Bürgerschaftswahlkampf künftig verstärkt wird.

Politiker aller Parteien zeigten sich entsetzt

Politiker aller Parteien zeigten sich entsetzt. "Ich bin schockiert, dass so etwas in Hamburg geschehen ist. Das ist eine abscheuliche Tat", sagte Hamburgs SPD-Fraktionschef Walter Zuckerer. SPD-Spitzenkandidat Thomas Mirow wünschte Kusch schnelle Genesung und dass er bald über den schlimmen Vorfall hinwegkomme. FDP-Chef Guido Westerwelle wünschte Kusch baldige Genesung. Die Tat zeige, dass innere Liberalität und Toleranz stets neu erkämpft werden müssten.

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