Die australische Polizei hat in Perth einen 42-jährigen aus Deutschland Stammenden festgenommen, der vor 17 Jahren seine damalige Freundin, die deutsche Touristin Simone "Simmi" Strobel, ermordet haben soll. Der Mann galt lange als Hauptverdächtiger in dem Fall. Inzwischen scheinen sich die Ermittlerinnen und Ermittler sicher zu sein, genug Beweise gegen ihn zu haben. Tobias M. wurde australischen Medienberichten zufolge von der Westküste in die Metropole Sydney im Osten des Landes überstellt.

Das Verbrechen an der damals 25-Jährigen aus Unterfranken ereignete sich 2005. Strobel machte mit ihrem Freund, dessen Schwester und einem weiteren Freund eine Rucksacktour durch Australien. Die vierköpfige Gruppe verbrachte im Februar einige Tage auf einem Campingplatz in Lismore, 700 Kilometer nördlich von Sydney. Simone und ihr Freund schliefen in ihrem Van, die beiden anderen im Zelt daneben.
Mord an Simone Strobel seit 17 Jahren ungeklärt
In der Nacht vom 11. auf den 12. Februar verschwand Simone Strobel spurlos. Sie habe sich ein wenig die Beine vertreten wollen, erzählte ihr Freund der Polizei – und sei nicht mehr zurückgekehrt. Zeugen dagegen berichten von einem Streit zwischen Simone Strobel und ihrem Freund Tobias. Fünf Tage später wurde ihre Leiche entdeckt, versteckt unter Palmenzweigen, neunzig Meter vom Campingplatz entfernt. Der damals 25-jährige Freund geriet in Verdacht – doch er schwieg dazu, jahrelang. Sein gutes Recht. Die Polizei konnte ihm nichts nachweisen.
Ein Dutzend Mal Mord und Totschlag in Serie

Eine Mischung aus True Crime und einer großen Portion Fiktion im Hörspielformat. Mit der „blonden Bestie“ ist der Serienmörder Kurt-Werner Wichmann gemeint. Von 1968 bis 1989 mordete sich der attraktive Psychopath durch Norddeutschland. Immer wieder entkam er durch haarsträubende Ermittlungspannen der Polizei. Der sogenannte Göhrdemörder ist einer spektakulärsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die Amazon-Tochter Audible hat aus dem Stoff in ein Hörspiel gegossen.
Im Oktober 2020 nahm die australische Polizei einen weiteren Anlauf, den Mord an der deutschen Backpackerin aufzuklären. Die Behörden setzten umgerechnet rund 600.000 Euro für Hinweise aus, die zur Verhaftung und Verurteilung des Täters oder der Täterin führen. Polizeichef Scott Tanner betonte seinerzeit: "Wir wissen, dass die Wahrheit da draußen ist, und wir wissen, dass es Menschen gibt, die sie zurückhalten." In den vergangenen 15 Jahren seien weitere Beweismittel ausgewertet und Zeugen befragt worden. "Aber wir brauchen auch die Hilfe der Öffentlichkeit, um abschließend festzustellen, was mit Simone passiert ist." Ihre Familie verdiene Antworten.
Verdächtiger soll in Australien vor Gericht kommen
Diesen Antworten sind die Ermittlerinnen und Ermittler jetzt offenbar nähergekommen, auch durch neue Hinweise und in Zusammenarbeit mit bayerischen Behörden, die parallel ebenfalls ein Verfahren führen. In Deutschland habe es zuletzt eine weitere Zeugenvernehmung und eine DNA-Analyse gegeben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg am Mittwoch dem stern. Die australischen Behörden teilten mit, dass sie umfangreiche Ermittlungen zur Festnahme des Verdächtigen geführt hätten. Details wurden nicht bekannt.
Am Donnerstag australischer Zeit solle Tobias M. einem Richter vorgeführt und die Anklage verlesen werden, so die Würzburger Staatsanwaltschaft weiter. Man erwarte, dass der Verdächtige in Australien vor Gericht kommt. Ob der zuletzt in Perth Wohnende nach einer möglichen Verurteilung nach Deutschland abgeschoben wird, sei Sache der australischen Behörden.
Videoaufnahmen des australischen Fernsehsenders Nine News zeigten den Festgenommenen in Handschellen in einem Auto am Flughafen von Perth, begleitet von Polizisten. Auf die Frage einer Journalistin, ob er der Familie von Simon Strobel etwas sagen wolle, schwieg Tobias M.
stern Crime berichtete in Ausgabe 5 umfassend über den Mord an Simone Strobel. Lesen Sie die ganze Geschichte hier bei stern Crime PLUS (auch als Audiostory verfügbar) oder laden Sie sich hier das E-Paper herunter.
Quellen: stern Crime, Polizei New South Wales, Nine News, Staatsanwaltschaft Würzburg, Nachrichtenagenturen DPA und AFP