Die Serie der Qualitätsmängel auf Baustellen von Bilfinger Berger reißt nicht ab. Nach Hinweisen auf Pfusch beim Bau der Kölner U-Bahn und der ICE-Strecke zwischen Nürnberg und München befürchtet der Konzern nun auch Unregelmäßigkeiten beim U-Bahn-Bau in Düsseldorf. Es gebe Anzeichen, dass bei den Arbeiten für das U-Bahn-Projekt Wehrhahnlinie in Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt Vermessungsprotokolle für Stütz- und Schutzwände nicht ordnungsgemäß erstellt worden seien, teilte der Mannheimer Baukonzern am Dienstag mit. Die Standsicherheit des Bauprojekts sei aber "jederzeit in vollem Umfang gewährleistet". Unterdessen steigt in Köln der Rheinpegel. Am Wochenende könnte eine Marke erreicht werden, die das Fluten einer nicht ausreichend gesicherten Baugrube nötig machen könnte.
Die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf prüft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens, hieß es. "Wir haben am Dienstagnachmittag eine Strafanzeige gegen zwei namentlich genannte Mitarbeiter von Bilfinger Berger erhalten", sagte Staatsanwalt Johannes Mocken.
Investoren reagierten erneut verschnupft. An der Börse verloren die im Nebenwert-Index MDax gelisteten Bilfinger-Aktien am Dienstag abermals mehr als drei Prozent. Einige Anleger befürchten Regressforderungen an Bilfinger Berger sowie lange Gerichtsprozesse.
Bilfinger-Berger sieht keine akute Gefahr
Offensichtlich falsche Messprotokolle bereiten dem Mannheimer Konzern bereits beim U-Bahn-Bau in Köln Kopfzerbrechen und kratzen am Image des nach Hochtief zweitgrößten deutschen Baukonzerns. Anfang März 2009 war das Kölner Stadtarchiv eingestürzt. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen bringt den Einsturz mit dem Neubau der U-Bahn-Strecke in Verbindung, für den Bilfinger Berger, die niederländische Royal BAM Groep und Züblin, eine Tochter der österreichischen Strabag, verantwortlich zeichnen. Die Untersuchung der Ursachen des Stadtarchiv-Unglücks dauern allerdings noch an.
Bei der Düsseldorfer U-Bahn kann Bilfinger Berger nicht mehr zweifelsfrei sicherstellen, dass Schubhaken zur Verbindung von Bewehrungskörben im vorgeschriebenen Umfang eingebaut worden sind. Zu diesem Ergebnis kam der Konzern nach der Durchsicht der Akten bei sechs von insgesamt 500 sogenannten Schlitzwandlamellen. Die für den Bau der Wände verantwortlichen Mitarbeiter seien bereits im Zuge der Vorfälle in Köln freigestellt worden, teilte Bilfinger Berger mit. Neben der Staatsanwaltschaft sei auch der Auftraggeber informiert worden.
Auch bei der erst vor wenigen Jahren eröffneten ICE-Trasse zwischen Nürnberg und München gehen Bilfinger Berger und die Staatsanwaltschaft Hinweisen auf Pfusch am Bau nach. Bei den Erdbauarbeiten an der ICE-Strecke der Deutschen Bahn sind möglicherweise zu wenig Verankerungen eingebaut wurden, wie ein ehemaliger Mitarbeiter des Mannheimer Ingenieurbau-Konzerns der Staatsanwaltschaft sagte. Bilfinger-Vorstandschef Herbert Bodner hatte am Montag angekündigt, das Unternehmen werde die Sachverhalte umfassend aufklären und im Anschluss die personellen Konsequenzen ziehen. Alle von Bilfinger Berger errichteten Bauwerken seien standsicher, es bestehe keine akute Gefahr, versicherte er.