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Diskussion um Nebeneinkünfte Steinbrück soll bis zu 20.000 Euro pro Vortrag kassiert haben

Nach scharfer Kritik plant der SPD-Kanzlerkandidat die Offenlegung von Details zu seinen Verdiensten aus Nebenjobs. Eine Zeitung kam ihm ein Stück weit zuvor.

Nach scharfer Kritik am Umgang mit seinen Nebeneinkünften hatte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die Offenlegung von Details angekündigt. Eine Zeitung kam ihm ein Stück weit zuvor. Die "Welt am Sonntag" will erfahren haben, dass der frühere Finanzminister für mehrere Vorträge seit Herbst 2009 fünfstellige Beträge erhalten habe. In mindestens zwei Fällen habe das Nettohonorar bei 20.000 Euro oder geringfügig darüber gelegen, berichtet die Zeitung. Für vier weitere Engagements habe der Sozialdemokrat zwischen 10.000 und 15.000 Euro erhalten.

Die Kommunikationsagentur Brunswick soll laut "Welt am Sonntag" dem Baukonzern Bilfinger Berger zudem 20.000 Euro plus Mehrwertsteuer für ein Steinbrück-Interview für den Geschäftsbericht 2010 in Rechnung gestellt haben. Von dem Betrag sei Löwenanteil dem SPD-Politiker zugekommen, hieß es. Vorstandschef von Bilfinger Berger ist seit Juli 2011 der frühere CDU-Ministerpräsident von Hessen, Roland Koch.

Insgesamt hat Steinbrück seit der Bundestagswahl 2009 mehr als 80 Nebentätigkeiten mit einem Honorar von über 7000 Euro dem Parlament gemeldet. Er gehörte bisher wegen seiner Buchveröffentlichungen und Vorträgen zu den Topverdienern unter den Abgeordneten im Bundestag. Seit 2009 hat er vor Steuern mindestens 600.000 Euro dafür kassiert. Nach eigener Aussage geht der SPD-Politiker vorläufig keiner Nebentätigkeit nach, da er sich ganz auf die Kanzlerkdandidatur konzentrieren wolle.

Sinneswandel binnen Stunden

Steinbrück weigerte sich zunächst, Details zu offenbaren, gab aber Freitag via "Bild"-Zeitung eine Kurskorrektur bekannt. Er erklärte sich dazu bereit, innerhalb der nächsten drei Wochen genaue Angaben zu seinen bezahlten Vorträgen zu nennen: Auftraggeber, Ort und Thema jedes einzelnen Vortrages sowie das durchschnittliche Honorar. Den Verdienst jeweils genau zu präsentieren, sei "so gut wie unmöglich". Nötig sei dafür die Erlaubnis jedes einzelnen Vertragspartners, hatte er gesagt.

Noch Stunden vor seiner Kurskorrektur hatte er jede Kritik am Umgang mit seinen Nebeneinkünften als Angriff auf seine Person zurückgewiesen. "In Wahrheit geht es einigen Kritikern darum, meine persönliche Glaubwürdigkeit zu beschädigen. Das wird aber nicht gelingen", sagte Steinbrück der "Welt". Eine Offenlegung gehe nicht, weil er sein Einkommen mit seiner Frau zusammen versteuere. Nun erklärte der SPD-Mann, er habe eine Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft damit beauftragt, alle Unterlagen dazu zu prüfen, damit er Auskunft geben könne.

Auf die Frage, auf wie viel Geld er wegen der angekündigten Beendigung seiner Nebentätigkeiten verzichte, antwortete der 65-Jährige: "Ich verzichte auf gar nichts. Ich habe jetzt die Aufgabe und Chance, mit der SPD die Merkel-Koalition abzulösen. Das ist mir mehr wert als alles andere."

tso/DPA DPA

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