Nach heftiger Kritik an den Festnahmen mehrerer Monarchiegegner am Tag der Krönung von König Charles III. hat die Londoner Polizei sich selbstkritisch gezeigt. Man bereue, dass sechs am Samstagmorgen festgenommene Personen dadurch nicht am Trafalgar Square oder der Prozessionsroute an Demonstrationen hätten teilnehmen können, teilte die Metropolitan Police am Montagabend mit. Die Betroffenen müssten keine weiteren Konsequenzen mehr fürchten.
Polizeivertreter entschuldigen sich persönlich
Beim Chef der Anti-Monarchie-Organisation Republic, Graham Smith, der 16 Stunden in Polizeigewahrsam verbringen musste, entschuldigten sich mehrere Vertreter von Scotland Yard persönlich, nachdem Smith die Polizei öffentlich scharf kritisiert hatte. "Sie wirkten ziemlich beschämt, um ehrlich zu sein", sagte Smith der britischen Nachrichtenagentur PA. Die schnelle Entschuldigung zeige jedoch, dass die Polizei einen ernsthaften Fehler gemacht habe. Er nehme die Entschuldigung jedoch nicht an. "Es sind viele Fragen zu klären und wir werden Taten folgen lassen", kündigte Smith an.
Während der Krönungszeremonie am Samstag waren Dutzende Monarchiegegner und Klimaschützer festgenommen worden, bevor sie überhaupt mit ihrem Protest begonnen hatten. Insgesamt nahm die Polizei 64 Menschen fest – 52 davon waren nach Angaben der Behörde Fälle, in denen die Polizei die Personen verdächtigte, die öffentliche Ordnung und damit die Krönungsfeiern zu stören. In vier Fällen wurde bislang Anklage erhoben.
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Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete die Festnahmen als "extrem alarmierend". "Das ist etwas, das wir in Moskau erwarten würden, nicht in London", erklärte die Organisation und kritisierte die britische Regierung für ihre zunehmend negative Haltung gegenüber Demonstrationen.
Neues Gesetz machte Festnahmen in London möglich
Möglich wurden die vorsorglichen Festnahmen durch ein neues Gesetz (Public Order Bill), das erst Tage vor der Krönung in Kraft getreten war. Unter anderem wurden damit Protestformen wie das Festketten oder Festkleben an Objekten und anderen Menschen zur Straftat gemacht. Kritikern zufolge wird das Demonstrationsrecht dadurch erheblich eingeschränkt.

"Es war nicht unsere Absicht, Protest zu verhindern", hieß es von der Polizei weiter. Andere Proteste am Krönungstag hätten stattgefunden.
Insgesamt waren aus Anlass der Krönung etwa 11.500 Beamtinnen und Beamte in der britischen Hauptstadt im Einsatz. Die Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen werden auf 150 Millionen Pfund (170 Millionen Euro) geschätzt.