Gepanschter Alkohol Tote Schüler werden obduziert

Die Ermittlungen um den Tod dreier Lübecker Schüler, die sich in der Türkei mit gepanschtem Alkohol vergiftet hatten, werden ausgeweitet. Die Leichen der beiden am Wochenende gestorben Jugendlichen sollen obduziert werden, um die exakte Todesursache zu ermitteln.

Nach dem Tod von zwei weiteren Schülern des Lübecker Bildungszentrums Mortzfeld durch gepanschten Alkohol hat die Staatsanwaltschaft in der Hansestadt ihre Ermittlungen ausgeweitet. Die Behörde habe die Obduktion der beiden jungen Männer angeordnet und ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, sagte ein Sprecher der Behörde am Montag. Die 17 und 19 Jahre alten Schüler, die nach einer Feier im türkischen Ferienort Kemer vor zwölf Tagen ins Koma gefallen waren, starben am Samstag auf einer Intensivstation der Lübecker Uniklinik. Ein 21 Jahre alter Mitschüler war bereits in der Türkei an einer Methanolvergiftung gestorben.

Wie die Klinik mitteilte, hätten die Ärzte bei dem 17-Jährigen und seinem zwei Jahre älteren Freund schwerste Hirnschädigungen und einen nicht umkehrbaren Ausfall aller Hirnfunktionen festgestellt. Daraufhin sei bei beiden der Hirntod festgestellt worden. Die beiden jungen Männer waren am Donnerstag auf Wunsch ihrer Angehörigen mit einem Ambulanzflugzeug von Antalya nach Lübeck verlegt worden.

Suche nach genauer Todesursache

"Die genaue Todesursache kennen wir noch nicht, deshalb haben wir die Obduktion veranlasst", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Das Ermittlungsverfahren zum Tod der beiden Schüler soll nach seinen Angaben mit den bereits laufenden Ermittlungen zum Tod des 21-Jährigen zusammengeführt werden.

"Wir müssen jetzt prüfen, was wir von hier aus aufklären können, denn das eigentliche Geschehen hat sich ja in der Türkei zugetragen", sagte der Sprecher der Ermittlungsbehörde. Die Staatsanwaltschaft im türkischen Küstenort Kemer wollte sich dagegen nicht öffentlich äußern. Der zuständige Ankläger stehe für ein Gespräch nicht zur Verfügung, teilte sein Büro am Montag mit. Die Ermittlungen würden nicht öffentlich geführt.

Die Jugendlichen gehörten zu einer Schülergruppe des Lübecker Bildungszentrums Mortzfeld, die auf Klassenreise in der Türkei war. Insgesamt waren sieben Schüler erkrankt, nachdem sie von dem angeblich im Hotel gekauften Alkohol getrunken hatten.

Verdacht auf unterlassene Hilfeleistung

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte berichtet, dass der 21-jährige Rafael N. nach Erkenntnissen türkischer Ermittler fast 20 Stunden in seinem Bett gelegen habe, bevor seine Zimmertür geöffnet wurde. Der Rechtsanwalt der Eltern, die Anzeige gegen Unbekannt erstattet haben, halte es daher für entscheidend, den genauen Todeszeitpunkt zu ermitteln. Sollte Rafael N. erst kurz vor seinem Auffinden gestorben sein, mutmaße Anwalt Frank-Eckhard Brand, hätte man ihm vielleicht noch helfen können. Der Lehrer, der die Gruppe begleitete, sei nach Ermittlerangaben im Besitz eines Generalschlüssels für die Hotelzimmer der Schüler gewesen. "Es wird zu klären sein, ob Dritte an dem Geschehen Mitverantwortung tragen", sagte Brand.

AP · DPA
AP/DPA

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