Lisa-Maria Kellermayr Nach Suizid von österreichischer Impfärztin: Berliner Behörden stellen Ermittlungen ein

Lisa-Maria Kellermayr im April 2021 vor ihrer Praxis in Österreich
Die Allgemeinmedizinerin Lisa-Maria Kellermayr erhielt über Monate Hass- und Drohmails von Impfgegnern und Corona-Leugnern. Schließlich beging sie Suizid.
© Hermann Wakolbinger / APA / Picture Alliance
Die österreichischen Impfärztin Lisa-Maria Kellermayr wurde monatelang von Corona-Leugnern bedroht, bis sie sich das Leben nahm. Die Berliner Staatsanwaltschaft suchte zwei Absender der Hassmails in der Hauptstadt – ohne Erfolg.

Den Berliner Behörden ist es nicht gelungen, die beiden Personen aus der Hauptstadt zu identifizieren, die Hassmails an die österreichische Impfärztin Lisa-Maria Kellermayr geschickt haben. "Trotz mehrere Monate dauernder, intensiver Ermittlungen" habe das Verfahren in der vergangenen Woche eingestellt werden müssen, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft am Freitag mit.

Von der Staatsanwalt im österreichischen Wels waren demnach Anfang August 2022 die Ermittlungen gegen zwei Beschuldigte übernommen worden. Dabei ging es um den Verdacht der Bedrohung. Bei beiden stimmten jedoch laut Staatsanwaltschaft die Personalien von Beginn an nicht: Ein Beschuldigter war nicht in Berlin gemeldet, bei dem anderen schien zunächst eine Verwechslung mit einem anderen Berliner gleichen Namens vorgelegen haben.

Die Ermittlungen konzentrierten sich daher in der Folgezeit vor allem darauf, die tatsächlichen Personalien der Tatverdächtigen zu ermitteln. Hauptanhaltspunkte waren den Angaben zufolge hierfür bei Versendung der Mails verwendeten E-Mail-Adressen sowie Erkenntnisse einer Hinweisgeberin, die sich aber nicht erhärteten.

Lisa-Maria Kellermayr nahm sich in ihrer Praxis das Leben

Eine Verifizierung habe also nicht stattgefunden, erklärte die Anklagebehörde. Jeder hätte die Möglichkeit gehabt, mit Falschpersonalien oder unter Verwendung des Namens einer anderen Person diese Mailaccounts einzurichten. Der in Berlin tatsächlich auch gemeldete zweite Beschuldigte bestritt zudem, die Mails versandt zu haben. Dies könne ihm nicht widerlegt werden, weil eine missbräuchliche Verwendung der Personalien nicht ausgeschlossen werden könne. Möglichkeiten, den tatsächlichen Verwender der Personalien zu ermitteln, bestehen laut Staatsanwaltschaft nicht.

In München ermittelt die Staatsanwaltschaft München II in dem Fall noch gegen einen männlichen Beschuldigten aus dem Kreis Starnberg. Auch er wird der Beleidigung und Bedrohung verdächtigt.

Kellermayr war Ende Juli 2022 tot in ihrer Praxis im österreichischen Vöcklabruck aufgefunden worden. Eine Obduktion bestätigte später, dass sie Suizid begangen hatte. Die Ärztin hatte zuvor von monatelangen Einschüchterungen bis hin zu Morddrohungen "aus der Covid-Maßnahmen- und Impfgegnerszene" wegen ihres Einsatzes für Impfungen berichtet – und deswegen schließlich ihre Praxis geschlossen. Arbeitsbedingungen, "wie wir sie die letzten Monate erlebt haben", seien niemandem zuzumuten, hatte Kellermayr Ende Juni zur Begründung bei Twitter geschrieben. Sie stand Berichten zufolge über längere Zeit unter Polizeischutz.

Rat und Hilfe

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail oder Chat ist möglich.  Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

AFP
mad

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