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Keine Zuverlässigkeit Behörde macht LPT-Tierversuchslabor bei Hamburg dicht

LPT-Tierversuchslabor in Mienenbüttel bei Hamburg; Versuchsaffe
Die hinter den Mauern und Zäunen der LPT-Tierversuchsanstalt bei Hamburg entstandenen Bilder führten zu Ermittlungen der Behörden – und nun zum Aus für das Labor
© Bodo Marks / DPA, Soko Tierschutz
Das jahrzehntelange Kapitel der Tierversuche im LPT-Labor bei Hamburg ist zu Ende. Nach Berichten über zahlreiche Skandale entzieht der Landkreis Harburg die Betriebserlaubnis für die Tierversuchsanstalt.

Aus für das "Horrorlabor" ("Hamburger Morgenpost") im Norden Niedersachsens. Der zuständige Landkreis Harburg hat dem Unternehmen LPT (Labor für Pharmakologie und Toxikologie) die Betriebserlaubnis für das Tierversuchslabor in Mienenbüttel entzogen – und zwar mit sofortiger Wirkung. Das teilte die Behörde "nach gründlicher Prüfung" mit.

Nach Überzeugung des Landkreises ist die "Zuverlässigkeit des Betreibers nicht mehr gegeben", heißt es zu Begründung. LPT werde somit die Tierhaltung zu Tierversuchszwecken untersagt. Weitere Auskünfte gibt es mit Blick auf noch laufende Ermittlungen nicht.

Zahlreiche Skandale bei LPT-Tierversuchen

Klar ist aber: Spätestens seit den Enthüllungen der ehrenamtlichen Tierrechtsorganisation "Soko Tierschutz" im Oktober 2019 ist der Druck auf die Behörden und das Unternehmen massiv gewachsen.

Die Tierschützer hatten 2018 nach eigenen Angaben für mehrere Monate einen Mitarbeiter in die Tierversuchsanstalt am Stadtrand von Hamburg eingeschleust, der mit versteckter Kamera die Zustände in dem Labor dokumentierte. Die Aufnahmen zeigen unter anderem in ihrem eigenen Blut vegetierende Hunde, Affen in zu kleinen Käfigen und die brutale Behandlung von Tieren durch LPT-Mitarbeiter. In dem Labor wurde unter anderem die Giftigkeit von verschiedenen Substanzen getestet.

Weitere Recherchen der Tierschützer und des ARD-Magazins "Fakt" brachten außerdem zutage, dass in dem Labor Medikamenten-Studien manipuliert worden sein sollen. In Versuchsreihen verstorbene Tiere sollen kurzerhand durch lebende ausgetauscht worden sein, ohne dies ordnungsgemäß zu vermerken oder im weiteren Studienverlauf zu berücksichtigen – mit entsprechenden Risiken auch für die Gesundheit von Menschen. Über einen solchen Verdacht berichtete der stern schon in den 1980er Jahren.

Hund im Labor

Ausgelöst durch die Enthüllungen verstärkten die Behörden die Kontrollen in dem Betrieb, neue Testreihen wurden fortan nicht mehr genehmigt. Inzwischen ermitteln Staatsanwaltschaften in drei Bundesländern wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz gegen LPT-Verantwortliche. Auch der Verdacht des Betruges steht im Raum. Das Unternehmen unterhält neben dem Labor im Norden Niedersachsens ein weiteres in Schleswig-Holstein sowie die Firmenzentrale in Hamburg. Letztere sind von der Betriebsuntersagung des Landkreises Harburg nicht betroffen.

"Ein beispielloser Erfolg für die Tiere!"

Derzeit befinden sich in der Mienenbütteler Tierversuchsanstalt noch 96 Hunde. Diese muss LPT binnen zwei Wochen an "geeignete Dritte" abgeben und darüber die Behörde informieren, heißt es in der Mitteilung des Landkreises weiter. In den vergangenen Wochen wurden bereits zahlreiche Affen zu einem Versuchstierhändler in den Niederlanden gebracht.

Das Aus für das Labor löste Freude bei der "Soko Tierschutz" aus: "50 Jahre Tierleid sind dort beendet! Wir haben es geschafft: Es ist ein beispielloser Erfolg für die Tiere!", schrieb der Verein. LPT reagierte innerhalb der gewährten Frist nicht auf eine stern-Anfrage zu dem Thema.

Das Unternehmen kann gegen die Entscheidung des Landkreises noch gerichtlich vorgehen. "Eine Klage hätte jedoch keine aufschiebende Wirkung", stellt die Behörde klar.

Der stern berichtete umfassend über den LPT-Fall:

Quellen: Landkreis HarburgLabor für Pharmakologie und Toxikologie, Tierschutzgesetz, "Soko Tierschutz", "Fakt", "Hamburger Morgenpost"

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