"Hängt ihn auf" Ein Hundemord gerät zur Hetzjagd im Netz

Ein Mann erschlägt einen Hund in einer Wiener U-Bahnstation. Die Empörung über die brutale Tat führt zu einer Hetzjagd in Medien und Internet - und eskaliert, als ein Unschuldiger ins Visier gerät.

Der Tatort ist eine Wiener U-Bahnstation. Ein Unbekannter prügelt auf den Hund Bubi ein, und zwar so brutal, dass Besitzerin Manuela B. ihren geliebten Mischlingsrüden nach Hause tragen muss. Wenig später erliegt das Tier seinen Verletzungen. Die grausame Tat erhitzt seitdem die Gemüter in Österreich - und ist im Internet und in den Medien zu einer Hetzjagd auf den unbekannten Täter geworden, die besorgniserregend ist.

Nach der Tat greifen Boulevard-Zeitungen das Thema auf und berichten täglich ausführlich. Als sich herausstellt, dass es keine Videoaufzeichnung von der Attacke gibt und die Polizei bei der Tätersuche im Dunkeln tappt, dreht die Stimmung. Wut und Empörung schlagen um in Hass und Aufrufe zur Selbstjustiz. Auf Facebook und Twitter überschlagen sich die Kommentare.

Manuela B. beschuldigt Unschuldigen

Das angedrohte Strafmaß von bis zu einem Jahr Haft für den Täter ist vielen zu wenig, weshalb sie die Sache "selbst in die Hand" nehmen wollen. Tierschutzorganisationen schreiben ein "Kopfgeld" aus. Die Gratiszeitung "Heute" titelt einen Artikel in der Kopfzeile mit dem Zitat "Hängt ihn auf", ohne diesen Aufruf zu verurteilen. "Bubi"-Besitzerin Manuela B. droht im Interview, dass die Polizei sie nicht aufhalten könne, wenn sie den Mann finde - er werde Schmerzen erleiden, die Bubis Leid schwach erscheinen ließen.

Gefährlich wird es, als Manuela B. ein Video postet. Dort ist ein Mann zu sehen, dessen Pitbull sich in einen Ast verbissen hat und dort baumelt. Manuela B. ist sich "fast sicher", dass dies der Mann sei, "der 'Bubi' auf dem Gewissen hat". Boulevardmedien zeigen das Video. Auf Facebook wird es hundertfach geteilt. Doch der Beschuldigte reagiert schnell und päsentiert ein wasserdichtes Alibi. Zur Tatzeit war er auf der Arbeit. Manuela B. entschuldigt sich.

Polizei warnt vor Selbstjustiz

Eine derartige Internet- und Medienhetze hat noch andere Effekte: Es soll ein Kettenbrief auf Facebook kursieren, in dem Nutzer bedroht werden, als "Bubi-Mörder" bloßgestellt zu werden. Wer nicht möchte, dass sein Name genannt wird, soll einen Geldbetrag überweisen.

Der Polizei in Wien bleibt nichts anderes übrig, als an die Öffentlichkeit zu appellieren: "Finger weg von Selbstjustiz", da solche "eigenmächtigen Handlungen" auch rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen könnten.

Tim Schulze

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