Neues Entführer-Video Zwischen Hoffen und Bangen

Aufatmen bei den Angehörigen: Endlich gibt es ein neues Lebenszeichen von den entführten Ingenieuren im Irak. Berichten zufolge enthält das Video aber ein "letztes Ultimatum" der Entführer. Heute entscheidet der Krisenstab, wie es weiter geht.

Das neue Video der beiden im Irak entführten Deutschen René Bräunlich und Thomas Nitzschke hat Hoffnung und Sorge gleichermaßen ausgelöst. Sie sei erleichtert, dass die beiden noch am Leben seien, sagte die Mutter von Bräunlich. "Aber diesmal kann man sehen, dass sie Angst haben." Das erste Lebenszeichen von Bräunlich und Nitzschke hatte es am 13. Februar gegeben.

Die neue Aufnahme stammt offenbar vom 28. März und war am Sonntag auf einer islamistischen Internetseite entdeckt worden. Die Geiselnehmer drohen darin erneut mit der Ermordung der beiden Ingenieure, die am 24. Januar verschleppt worden waren. Es folgen Nahaufnahmen der Entführten. Nitzschke erklärt auf Deutsch: "Wir sind jetzt seit über 60 Tagen hier gefangen. Wir sind am Ende unserer Nerven. Bitte helfen Sie uns. Wir halten das nicht mehr länger aus. Bitte helfen Sie uns."

Der Pfarrer der Leipziger Nikolai-Kirche, Christian Führer, sagte, es sei positiv, dass es endlich wieder ein Lebenszeichen gebe. "Wir haben lange nichts gehört und das ist in so einer Situation nicht einfach, die Hoffnung lebendig zu halten." Die Lage sei aber weiter sehr ernst. "Das Bangen um das Leben der beiden geht weiter, bis sie frei sind." Führer ist Initiator der Mahnwachen für die Freilassung der beiden Techniker.

Krisenstab will am Morgen Beschlüsse fassen

Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes wollte am Montagmorgen das am Sonntag aufgetauchte Video der beiden Männer aus Sachsen ausgewertet und entsprechende Schlussfolgerungen gezogen haben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Sonntag versichert, dass "wir alles in unserer Macht Stehende tun, um das Leben der Geiseln zu retten und die Geiseln wieder frei in Deutschland zu haben".

Dem Auswärtigen Amt (AA) liegt nach Informationen des ZDF ein längeres Video vor als jenes, das im Internet zu sehen ist. Darin werde ein Schriftband mit der arabischen Aufschrift gezeigt: "Dies ist das letzte Ultimatum für die beiden deutschen Agenten." Eine Frist wurde nicht genannt. Die Entführer drohen offenbar damit, die beiden Deutschen zu töten, wenn nicht irakische Gefangene der US-Streitkräfte frei gelassen würden. Eine AA-Sprecherin wollte dies am Abend nicht bestätigen.

Auf der in dem Videoausschnitt im Hintergrund gezeigten schwarzen Schrifttafel steht in Arabischer Schrift: "Im Namen Gottes des Barmherzigen Bataillon der Unterstützer des Tawhid und der Sunna." Bräunlich und Nitzschke tragen auf dem Video inzwischen Bärte, nur Nitzschke spricht in hastigen Sätzen. Auch Bräunlich setzt offenbar zum Sprechen an, das Band endet jedoch abrupt. Die Gefangenen tragen weiße Kleidung und Bärte und machen einen erschöpften Eindruck. Ob sie gefesselt waren, war nicht zu erkennen.

Sicherheitsbehörden haben keine Hinweise

Die irakischen Sicherheitsbehörden hatten keine Hinweise, wo sich die Geiseln befinden könnten. Oberst Schalal al Taai von Innenministerium in Bagdad sagte: "Ein Team sucht nach ihnen, aber wir haben noch keine Nachricht." Der Hinweis auf den Video-Clip war auf einer radikalislamischen Internet-Seite enthalten, auf der unter anderen al-Kaida-Chef Osama bin Laden abgebildet ist.

Seit fast drei Monaten in Geiselhaft

Bräunlich und Nitzschke waren am 24. Januar in Beidschi nördlich von Bagdad verschleppt worden. Drei Tage nach ihrer Geiselnahme war im arabischen Nachrichtensender al Dschasira ihre erste Videobotschaft ausgestrahlt worden ausgestrahlt. Darin hatten die Verschleppten die Regierung in Berlin aufgerufen, alles zu tun, um ihre Freilassung zu erreichen.

Am 31. Januar war das zweite Video gefolgt, auf dem die Geiselnehmer von der Bundesregierung forderten, die deutsche Botschaft in Bagdad zu schließen, alle deutsche Firmen aus dem Irak abzuziehen und die Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung zu beenden. Die Entführer drohten mit der Ermordung der Geiseln, falls die Forderungen nicht binnen 72 Stunden erfüllt würden. Am 13. Februar drohten die Entführer in einem Video erneut mit der Tötung ihrer Geiseln, setzten aber keine Frist für die Erfüllung ihrer Forderungen.

AP · DPA · Reuters
AP/Reuters/DPA

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema