Seit 53 Jahren im Gefängnis Robert-Kennedy-Attentäter Sirhan beantragt zum 16. Mal Bewährung – diesmal könnte er freikommen

Sirhan Bishara Sirhan, hier bei seiner letzten Anhörung im Februar 2016
Nach 53 Jahren im Gefängnis bald in Freiheit? Sirhan Bishara Sirhan, wegen Mordes an Robert F. Kennedy zu lebenslanger Haft verurteilt, hier bei seiner letzten Anhörung im Februar 2016.
© Gregory Bull / Picture Alliance
Sirhan Sirhan sitzt seit 1968 wegen Mordes an US-Senator Robert F. Kennedy im Gefängnis. 15 Mal hat er bereits vergeblich seine Freilassung auf Bewährung beantragt. Jetzt versucht er es wieder – und könnte Erfolg haben.

Sirhan Bishara Sirhan, der Mann, der für die Ermordung von US-Senator Robert F. Kennedy im Jahr 1968 verurteilt wurde, will an diesem Freitag (Ortszeit) vor einem kalifornischen Bewährungsausschuss um seine Freilassung bitten. Es ist bereits der 16. Versuch des mittlerweile 77-Jährigen, aus dem Gefängnis zu kommen. Doch anders als bei den 15 erfolglosen Bemühungen zuvor, wird diesmal kein Staatsanwalt anwesend sein, der dafür plädiert, dass er hinter Gittern bleiben sollte, wie US-Medien und die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) berichten.

Ist Sirhan Sirhan noch eine Gefahr für die Gesellschaft?

Sirhan könnte nach Angaben der "Washington Post" von einem neuen Vorstoß fortschrittlicher Staatsanwälte profitieren, die sich um die Freilassung von Verurteilten bemühen oder dieser nicht widersprechen. Möglich sei dies aber nur sofern die Häftlinge bereits Jahrzehnte hinter Gittern verbracht haben, keine Bedrohung mehr für die Gesellschaft darstellen und ihre medizinische Behandlung im Alter kostspielig sein wird.

Er habe die Kennedys verehrt und die Ermordung von RFK betrauert, halte aber an seiner Politik fest, dass Staatsanwälte keine Rolle bei der Entscheidung spielen, ob Gefangene freigelassen werden sollten, erklärte AP zufolge der Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles County, George Gascón, ein ehemaliger Polizeibeamter, der erst im vergangenen Jahr sein Amt angetreten hat. Diese Entscheidung sollte am besten den Mitgliedern des kalifornischen Bewährungsausschusses überlassen werden, die beurteilen könnten, ob Sirhan resozialisiert sei und sicher entlassen werden könne. Einen Fall Jahrzehnte nach einem Verbrechen neu zu verhandeln, sollte nicht die Aufgabe von Staatsanwälten sein, auch nicht in berühmt-berüchtigten Fällen.

"Die Rolle eines Staatsanwaltes und sein Zugang zu Informationen endet bei der Verurteilung", bekräftige Gascóns Sonderberater, Alex Bastian, gegenüber der "Washington Post". "Der einzige Zweck des Bewährungsausschusses ist es, objektiv festzustellen, ob jemand für eine Entlassung geeignet ist", sagte Bastian der Zeitung. "Wenn jemand dieselbe Person ist, die ein grausames Verbrechen begangen hat, wird diese Person zu Recht nicht für eine Freilassung infrage kommen. Wenn jemand jedoch nach mehr als 50 Jahren Haft keine Gefahr mehr für die öffentliche Sicherheit darstellt, kann der Bewährungsausschuss auf der Grundlage einer objektiven Feststellung die Entlassung empfehlen."

Sirhan, ein christlicher Palästinenser aus Jordanien, der Kennedys Unterstützung für Israel ablehnte, erschoss den demokratischen Präsidentschaftsbewerber am 5. Juni 1968 in der Küche des Ambassador Hotels in Los Angeles, wo dieser gerade seinen Sieg bei den Vorwahlen seiner Partei in Kalifornien feierte. Kennedy, jüngerer Bruder des am 22. November 1963 ebenfalls ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, starb am folgenden Tag im Alter von nur 42 Jahren.

Robert F. Kennedy Jr. unterstützt Sirhans Antrag

Sirhan wurde am Tatort mit einer Waffe in der Hand festgenommen, vor Gericht gestellt und wegen Mordes zum Tode verurteilt. Er behauptet aber seit Jahren, er könne sich nicht daran erinnern, Kennedy erschossen zu haben. Nachdem der Oberste Gerichtshof von Kalifornien im Februar 1972 feststellte, dass die Todesstrafe nach der kalifornischen Verfassung eine grausame und ungewöhnliche Bestrafung darstellt, wurde sein Urteil wie das von 107 weiteren Insassen der Todeszellen in lebenslange Haft mit der Möglichkeit auf Bewährung umgewandelt.

Robert F. Kennedy Jr. hatte der "Washington Post" vor drei Jahren erzählt, er glaube, dass Sirhan seinen Vater nicht getötet habe und habe ihm das auch bei einem Treffen im Gefängnis mitgeteilt. Nach Angaben der Zeitung unterstützt Kennedy Jr. Sirhans Antrag auf Bewährung und geht davon aus, dass ein zweiter Schütze das Attentat, bei dem auch fünf Menschen, die hinter Kennedy standen, verletzt wurden, begangen habe. Bei den Ermittlungen waren unter anderem mehrere Einschusslöcher in der Decke und in den Türrahmen festgestellt worden, ein möglicher Hinweis darauf, dass mehr als acht Schüsse – die Kapazität von Sirhans Waffe – abgegeben wurden.

Sirhans Bewährungsanhörung wird dem Bericht zufolge von einem Gremium aus zwei Personen durchgeführt, das seine Entscheidung in der Regel noch am selben Tag bekannt gibt. Anschließend hätten die Mitglieder des Bewährungsausschusses 90 Tage Zeit, den Fall zu prüfen, gefolgt von einer 30-tägigen Frist, in der der Gouverneur die Entscheidung bestätigen, aufheben oder abändern kann, keine Maßnahmen ergreifen oder die Entscheidung an den gesamten 17-köpfigen Bewährungsausschuss weiterleiten kann.

mad

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