Crime Story Party bei Jimmy

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  • von Christopher Bollen
Wenn man in Manhattan jung und reich ist, feiert man gern. Und manchmal läuft es aus dem Ruder.
Foto einer Toilette nach der Spurensicherung. Das Bild ist rot eingefärbt
The Grand Sutton, Apartment 4C: Das Luminol hat im Bad Blutspuren sichtbar gemacht
© Bezirksstaatsanwalt Manhattan

Das Licht der Welt erblickte James „Jimmy“ Beaudoin II erstmals in Fort Lauderdale, Florida, am 12. März 1991 als ältester Sohn einer mittellosen, alleinerziehenden Mutter. Wiedergeboren wurde er mehr als 20 Jahre später in New York City, im März 2015, keine drei Jahre nachdem er ohne einen Cent in der Tasche in der Stadt angekommen war. In jenem Jahr änderte Jimmy Beaudoin seinen Nachnamen in Rackover. Für den Antrag bei Gericht hatte er die Einwilligung eines älteren Mannes namens Jeffrey Rackover, der für Jimmy zum Ersatzvater geworden war. Jeffrey Rackover war Diamantenhändler und bekannt als „Juwelier der Stars“.

Der Einfachheit halber wurde Jimmy der New Yorker Society als Jeffreys lang verschollener, leiblicher Sohn vorgestellt.

Jimmy trug fortan Maßanzüge aus der Savile Row, ließ sich seine Hemden in Beverly Hills schneidern und verbrachte die Sommermonate in East Hampton. Anfangs nahm ergelegentlich die U-Bahn; später zog er Uber und Taxis vor. Zweimal am Tag trainierte der muskulöse und groß gewachsene Jimmy im Equinox, führte abends Frauen ins Campagnola an der Upper East Side aus und besuchte Clubs wie das Tao, die PHD Lounge und Happy Ending. Er war als Versicherungsmakler beim Risikomanagement-Unternehmen Willis Towers Watson beschäftigt und hatte sich auf Schmuck und Kunst spezialisiert. Jimmy war ein rasanter Aufstieg in die so oft undurchlässige New Yorker Gesellschaft gelungen. „Ich hatte immer das Gefühl, dass ich zu etwas Größerem bestimmt war“, sagt er.

Doch dann kam jene Samstagnacht am 12. November 2016, als Jimmy in seinem schicken Apartment am Sutton Place eine Party veranstaltete. Kurz nach Sonnenaufgang am Sonntagmorgen, nachdem sich die anderen Gäste auf den Heimweg gemacht hatten, blieben vier Männer in der Wohnung zurück: der damals 25-jährige Jimmy, sein Kumpel Larry Dilione, 28, Larrys Jugendfreund Max Gemma, 29, und Joey Comunale, ein junger Mann aus Connecticut, den die anderen in jener Nacht erst kennengelernt hatten.

Diese Geschichte erschien in längerer Form erstmals im April 2020 in Vanity Fair. Erschienen in stern Crime 52/2023. Aus dem Amerikanischen von Annette Streck