Es gibt dieses Porträt von Linda Calvey, geborene Welford, 19 Jahre ist sie da alt und sitzt auf einem sehr plüschigen Sofa. Die Beine in durchscheinenden schwarzen Nylonstrumpfhosen hat sie übereinander geschlagen, der Rock sitzt eng, darüber der schlanke, nackte Bauch, dann ein schwarzes Nichts mit einer Schleife unter einem tiefen Dekolleté, in dem eine lange Kette mit großem Anhänger baumelt. Linda blickt direkt in die Kamera, ihr platinblondes Haar gescheitelt, die Wimpern lang und stark geschminkt. Herausfordernd schaut sie, und wenn man die Hintergründe des Bildes nicht kennt, würde man kaum glauben, dass es irgendwann 1967 aufgenommen wurde, vor dem Summer of ’68. Da sitzt eine Frau, die sich schon von vielem befreit zu haben scheint, weit vor ihrer Zeit.
Später sollte sie erzählen, dass ihr Mann Mickey dieses Bild geliebt habe und dass er es in seiner Zelle in Wandsworth an die Wand heftete, um sie immer im Blick zu haben. Das ist die eine Seite der Linda Calvey: die Gangsterbraut, die den härtesten Verbrechern ihrer Zeit den Kopf verdrehte. Wobei die dann allesamt im Gefängnis endeten. Oder als Leiche.
