Herr Weissbeck, Sie leiten den Jugendmaßregelvollzug für Rheinland-Pfalz am Pfalzklinikum in Klingenmünster. Er ist so etwas wie die letzte Behandlungsoption für jugendliche Straftäterinnen und Straftäter. Was sind das für Menschen, die bei Ihnen untergebracht sind?
In der Regel sind es Jugendliche und Heranwachsende, zwischen 14 und 20 Jahren. Sie alle haben schwere Straftaten begangen, eine schwere Körperverletzung, Brandstiftung mit der Gefahr für Leib und Leben, einen sexuellen Übergriff oder sogar ein Tötungsdelikt. Und sie alle weisen entweder eine psychische Störung auf oder sind alkohol- oder drogenabhängig.
Können Sie einen typischen Fall nennen?
Die meisten unserer Patienten sind männlich, aber nehmen wir mal diesen Fall: eine junge Frau, 17 Jahre alt. Die Mutter ist vielleicht alleinerziehend, trinkt viel, und die Tochter hat so viele Jugendeinrichtungen durchlaufen, dass sie nicht mehr in der Lage ist, Bindungen einzugehen. Außerdem leidet sie an einer Borderline-Störung, sie hat also massive Schwankungen und immer ganz starke Emotionen. Nehmen wir an, diese Frau ist auf jemanden mit einem Messer losgegangen und hat diese Person massiv verletzt, dann könnte sie bei uns landen. Wobei die Straftat allein nicht genügt.