In der nordwesttürkischen Provinz Duzce wurde ein Braunbär von Park Rangern gerettet. Sie sahen das junge Weibchen desorientiert und geschwächt im Wald und brachten das zum Tierarzt. Videoaufnahmen zeigen den jungen Bären, wie er schwankend und wimmernd auf der Ladefläche sitzt. Der Bär litt unter starken Halluzinationen, die sich das Tier natürlich nicht erklären konnte. In dem Video ist der Bär verwirrt und in einem sichtlich betrunkenen Zustand. Er scheint auch Atembeschwerden zu haben, schließlich verliert das Tier sogar das Bewusstsein.
Es wird angenommen, dass der Braunbär zuvor einen ganz speziellen Bienenstock geplündert hat und dabei zu viel "Verrückten Honig" genascht hat. Dieser Honig – "Deli Bal" – ist eine eigenartige Spezialität der Kaçkar-Bergen am Schwarzen Meer. Dort wächst eine spezielle Rhododendronart, die ein starkes Nervengift produziert. Den Bienen tut der Stoff namens Grayanotoxin nichts, aber er reichert sich in ihrem Honig an. Dieser Honig schmeckt bitter und hat einen scharfen Geruch. Er wird auch nicht als Süß- sondern als Rauschmittel hergestellt. Mit etwa 300 pro Kilo ist der Honig recht teuer. Bei den Bären ist die Substanz beliebt. Wenn der Honig konsumiert wird, kann er laut dem Anthropologieprofessor Vaughn Bryant "Euphoriegefühle und sogar Halluzinationen" sowie "Benommenheit" hervorrufen. Hergestellt wird der "Verrückte Honig" seit der Antike. Schon der Historiker Xenophon berichtete 401 v. Chr. über eine Honigvergiftung. Mithridates IV. soll 67 v. Chr. versucht haben, mit diesem Honig die Legionäre von Pompeius dem Großen außer Gefecht zu setzen.
Rgeelmäßig kommt es zu Vergiftungen
Schon ein kleiner Löffel der Substanz aufgelöst in Milch oder Wasser ruft den halluzinogenen oder euphorischen Zustand hervor. Der Honig gilt als traditionelles Mittel gegen Bluthochdruck und Impotenz. Im 18. Jahrhundert wurde der Honig unter dem französischen Namen "miel fou" nach Europa exportiert, dort wurde er ins Bier gemischt.
Nimmt man zu viel davon, kann das zu Übelkeit, Ohnmacht, Krampfanfällen und Herzrhythmusstörungen führen. In seltenen Fällen auch zum Tod. In der Türkei kommen jedes Jahr Dutzende von Menschen wegen Honigvergiftung ins Krankenhaus. Insofern waren die Waldarbeiter, die den Bären fanden, von seinem Zustand nicht allzu überrascht. Der Bär wurde inzwischen von einem Tierarzt behandelt und soll wohlauf sein. In den nächsten Tagen wird er wieder im Wald ausgewildert.