Die SPD-Bundesinnenministerin will trotz Kritik an ihrer Doppelrolle als Spitzenkandidatin bei der hessischen Landtagswahl im Oktober antreten. Aus einem Amt heraus zu kandidieren, sei "eine demokratische Selbstverständlichkeit."
Video Faeser: Für mich ist Hessen Herzensangelegenheit

STORY: Bewerbungsgespräch für ein Mitglied des Bundeskabinetts. Im hessischen Ort Friedewald warf Innenministerin Nancy Faeser am Freitag offiziell ihren Hut als Spitzenkandidatin der Landtagswahlen in den Ring. "Ich bewerbe mich um das Amt der Ministerpräsidentin in Hessen. Ich werde gleich den Gremien ein entsprechendes Angebot machen. Meine Heimat ist Hessen. Hier bin ich verwurzelt." - SCHNITT - "Und ich möchte gerne, dass dieses Bundesland moderner, stärker und sozialer gestaltet wird. Deswegen trete ich an. Für mich ist Hessen Herzensangelegenheit." Dass sie bis zur Wahl am 8. Oktober als Bundesinnenministerin im Amt bleiben will, stößt auf Kritik, aus der CDU ebenso wie aus Reihen der Ampel-Parteien Grüne und FDP. Haben Faeser die Vorwürfe überrascht? "Gar nicht. Ich weiß ja, wie politische Diskussionen laufen, und insofern hat mich das überhaupt nicht überrascht. Es ist eine demokratische Selbstverständlichkeit, aus einem Amt heraus zu kandidieren. Ich bin vielleicht ein bisschen überrascht dafür, dass man es etwas heftiger macht, wenn es eine Frau macht. Bei Männern habe ich die Frage selten gehört." CSU-Chef Markus Söder legte unterdessen noch mal nach. Eine Doppelrolle sei nicht von vornherein unvereinbar, sagte der bayerische Ministerpräsident, der sich am 8. Oktober ebenfalls einer Landtagswahl stellen muss. "Aber man muss den Job halt machen, um den es geht. Und der Job heißt im Moment: Dies ist eine der zentralen Aufgaben. Die Kommunen machen ja nicht aus ideologischen Gründen ihre Sorgen öffentlich, sondern aus logistischen, weil sie nicht wissen, wie sie das lösen sollen. Da muss halt einfach eine Ministerin da sein. Und jetzt nicht sagen: Jetzt mach ich eine Parteiveranstaltung bei den Jusos." Die SPD kontert die Kritik gern mit Verweis auf den früheren CDU-Bundesinnenminister Manfred Kanther, der 1995 ebenfalls als Spitzenkandidat in Hessen antrat - und im Amt blieb, nachdem er keine Regierung in Wiesbaden bilden konnte. Unbestritten ist allerdings, dass Faeser als Innenministerin einen vollen Terminkalender hat: vor allem das Thema Einwanderung rangiert auf ihrer Agenda ganz oben. Zudem steht ihr als Verhandlungsführerin des Bundes im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes wohl ein heißer Frühling bevor.