Durch das NECOC genannte Verfahren wird am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) klimaschädliches Treibhausgas der Atmosphäre entzogen. Im Kampf gegen die Erderwärmung rücken solche und ähnliche Technologien immer mehr in den Fokus.
Video Karlsruher Forscher wollen CO2 in reinen Kohlenstoff verwandeln

STORY: CO2 - ein Sorgenstoff, gefürchtet als klimaschädliches Treibhausgas. Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) untersuchen Forscher, wie man unerwünschtes Kohlendioxid aus der Atmosphäre in etwas Begehrtes verwandeln könnte: Reinen Kohlenstoff. NECOC - kurz für "Negative Carbon Dioxide to Carbon" heißt das Verfahren und es läuft über einen dreistufigen Prozess. Zuerst wird CO2 aus angesaugter Umgebungsluft abgeschieden. Bei der anschließenden Methanisierung wird es in seine Bestandteile Kohlenstoff und Sauerstoff zerlegt, die dann zusammen mit Wasserstoff neue Bindungen eingehen. Heraus kommen Methan und Wasser Benjamin Dietrich, Leiter des Instituts für Thermische Verfahrenstechnik am KIT "Hier sehen wir den Kern der NECOC-Technologie, den letzten Schritt, die Pyrolysetechnik. Methan wird dem Pyrolysereaktor zugefügt, von unten. Der Pyrolysereaktor ist eine mit flüssigem Zinn befüllte Glassäule. In der Glassäule, die beheizt ist wird, zerlegt sich das Methan in Kohlenstoff und Wasserstoff. Der Kohlenstoff schwimmt hier oben auf und kann dann am Ende ausgetragen werden." Reiner Kohlenstoff wird sonst in der Regel aus fossilen Quellen wie Öl und Kohle gewonnen und ist in vielen Industrieprodukten, von Baumaterialien über Gemälde bis hin zur Herstellung von Batterien oder Medizintechnik, wertvoll. Das Verfahren in Karlsruhe läuft seit vergangenem Dezember, allerdings nur im Versuchsmaßstab. Täglich werden hier im Schnitt 0,5 Kilogramm Kohlenstoff produziert. Energie und Wasserstoff, die dafür nötig sind, werden mit Hilfe erneuerbarer Energien gewonnen. Technologien, mit denen der Atmosphäre CO2 entzogen werden kann, rücken beim Versuch, die globalen Klimaziele zu erreichen, immer mehr in den Fokus. Einer im Januar veröffentlichten Studie der Universität Oxford zufolge werden jedes Jahr etwa zwei Milliarden Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre abgeschieden, hauptsächlich durch Pflanzen oder Biotope wie Moore. Technische Lösungen machen dem Bericht zufolge nur 0,1 Prozent aus. Um die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, müssten Verfahren bis 2050 deutlich ausgebaut werden - etwa um den Faktor 1.300.