Bei dem Urnengang am Samstag spielen nicht nur die Beziehungen zu China eine Rolle. Viele Wähler fordern Lösungen bei den Themen Lebenshaltungskosten, Arbeits- und Immobilienmarkt.
Video Taiwan wählt neuen Präsidenten

STORY: Taiwan wählt am Samstag einen neuen Präsidenten. Zur Wahl stehen drei Kandidaten: Der derzeitige Vize-Präsident Lai Ching-te von der Demokratischen Fortschrittspartei (DFP), Hou Yu-ih von der nationalistischen Kuomintang (KMT) und Ko Wen-je von der Taiwanischen Volkspartei, die erst 2019 gegründet wurde. Amtsinhaberin Tsai Ing-wen von der DFP darf nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten. Die größten Chancen auf ihre Nachfolge werden ihrem Parteikollegen Lai eingeräumt. Er lag in den Umfragen, die bis zum 3. Januar veröffentlicht werden durften, stets vorn. Neben den Beziehungen zu Festland-China und der Sicherheitslage sind Lebenshaltungskosten, Wohnungsbau und der Arbeitsmarkt Themen im Wahlkampf. Charlie Lee, Unternehmer: "Eine Koalitionsregierung wäre gut. Sie würde die Strukturen verbessern und einer nationalen Politik helfen. Deshalb hoffen wir, dass keine Partei eine große Mehrheit erzielt. Damit niemand allein regieren kann. Das wäre nicht im Interesse des Volkes. Dann würden viele Belange von einer Minderheit einfach weggewischt." Indi Tan, Rentnerin: "Mir ist wichtig: Was ist gut für die Menschen in Taiwan. Wenn eine Regierung zu lange im Amt ist, verfault sie. Zu viel Macht führt ebenfalls dazu, dass sie von innen verrottet. Ich hoffe auf einen Wechsel, jemand anderes soll übernehmen und frischen Wind bringen. Zu viel Macht macht korrupt." Die DFP wirft der Regierung in Peking vor, sich durch die Verbreitung von Fake News und die Ausübung von militärischem und wirtschaftlichem Druck in den Wahlkampf einmischen zu wollen. Lai rief die Bevölkerung dazu auf, sich nicht von Chinas Drohungen beeinflussen zu lassen. Er wolle jedoch am Status Quo festhalten und auch nicht den offiziellen Namen Taiwans - Republik China - ändern. Mit einem Abbau der Spannungen ist Experten zufolge nicht zu rechnen. Zumal Chinas Präsident Xi Jinping in seiner Neujahrsansprache betonte, dass eine Wiedervereinigung mit Taiwan unvermeidlich sei. In den letzten Jahren hatte China mit zwei großen Militärübungen und weiteren militärischen Machtdemonstrationen seinen Anspruch auf die Insel simuliert. Neben dem Präsidenten sind die 19,5 Millionen Wahlberechtigten auch aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Dieses umfasst 113 Sitze. Der größte Teil der Abgeordneten wird direkt gewählt. Sowohl für die direkte Wahl der Abgeordneten als auch die des Präsidenten reicht eine einfache Mehrheit.