Amnesty International 20.000 Menschen in der Todeszelle

Die gute Nachricht: Immer weniger Staaten wenden die Todesstrafe an. Die schlechte Nachricht: Die Zahl der Menschen, die letztes Jahr hingerichtet wurden, liegt laut Amnesty International bei mehr als 2000.

Insgesamt 2148 Menschen in 22 Staaten sind laut Amnesty International (AI) im vergangenen Jahr hingerichtet worden - ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr, in dem 3797 Menschen erschossen, gehängt, geköpft, gesteinigt, vergiftet oder mit Stromschlägen getötet wurden, wie die Menschenrechtsorganisation in ihrem Jahresbericht jetzt schreibt. Weltweit sitzen laut AI 20.000 Menschen in der Todeszelle.

Allerdings steige auch die Zahl der Staaten, die die Todesstrafe ablehnten. "Es gibt einen weltweiten Trend gegen die Todesstrafe", sagte Amnesty-Experte Piers Bannister. Die Argumente der Gegner fänden bei Regierungen Gehör, und es werde anerkannt, dass es sich bei der Todesstrafe um eine Verletzung der Menschenrechte handele, so Bannister.

Mit weitem Abstand seien die meisten Menschen 2005 in China hingerichtet worden. Danach folgten der Iran, Saudi-Arabien und die USA, in denen die Todesstrafe im Gegensatz zum weltweiten Trend weiterhin vollstreckt wird.

China richtet 1770 Menschen hin

Allein in China wurden etwa 1770 Menschen exekutiert. Die tatsächliche Zahl liege aber sicher deutlich darüber. Ein chinesischer Experte sei mit 8000 Hinrichtungen zitiert worden. Im Reich der Mitte droht den Bürgern dem Bericht zufolge die Todesstrafe in 68 Tatbeständen, darunter auch Steuerbetrug oder Drogendelikte. Die chinesischen Behörden vollziehen Todesstrafen durch Erschießung oder tödliche Injektion.

In Saudi-Arabien werden Verurteilte geköpft, im Iran gehängt oder gesteinigt. In den USA kommen Todeskandidaten auf den elektrischen Stuhl oder erhalten eine tödliche Injektion.

Im Iran wurden 2005 dem Bericht zufolge mindestens 94 Menschen hingerichtet, in Saudi-Arabien 86 und in den USA 60 Menschen. Die Zahlen beruhen überwiegend auf Schätzungen, da Länder wie China keine offiziellen Angaben machten. In Vietnam etwa hält die Regierung ihre Statistiken zur Todesstrafe als "Staatsgeheimnis" unter Verschluss, wie Amnesty mitteilte.

"Während sich die Welt weiter von der Todesstrafe abwendet, verhalten sich China, der Iran, Saudi-Arabien und die USA mit ihrer extremen Anwendung dazu im krassen Gegensatz", sagte Amnesty-Generalsekretärin Irene Khan. Mit Mexiko und Liberia hätten mittlerweile 86 Länder die Todesstrafe abgeschafft. In 73 Staaten gilt sie Amnesty zufolge weiter und wird auch vollstreckt. "Die Todesstrafe ist die ultimative und unumkehrbare Verleugnung der Menschenrechte, weil sie den menschlichen Werten zuwiderläuft", so Khan.

Nach Kenntnis der Organisation war der Iran das einzige Land, in dem 2005 auch Minderjährige hingerichtet wurden. Demnach seien mindestens acht Menschen in der Islamischen Republik für Straftaten zum Tode verurteilt und getötet worden, die sie noch als Jugendliche begangen hatten. Zwei von ihnen waren noch unter 18 Jahren, als sie exekutiert wurden. Die USA hatten im März 2005 die Todesstrafe für Minderjährige abgeschafft.

AP · Reuters
Reuters/AP

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