Anschläge in London Vierter Attentäter war Jamaikaner

Scotland Yard hat bestätigt, dass die Londoner Anschläge von Selbstmordattentätern begangen wurden. Auch Namen und Herkunft der Täter sind nun bekannt. Beim vierten Täter erlebte die Polizei eine Überraschung.

Im Norden Englands hat die Polizei weiter nach den Hintermännern der Anschläge gefahndet. Sie evakuierte in Leeds erneut mehrere Gebäude. Nach eigenen Angaben hat Scotland Yard die vier mutmaßlichen Bombenleger von London identifiziert. Polizeichef Ian Blair gab am Donnerstag auch bekannt, dass es sich um Selbstmordattentäter gehandelt habe. Dies war zuvor von amtlicher Seite noch nicht definitiv bestätigt worden, obwohl feststand, dass die Attentäter bei den Anschlägen auf drei U-Bahn-Züge sowie einen Bus vor einer Woche ums Leben gekommen waren.

"In einer liberalen Demokratie ist es nicht notwendig, zum Selbstmordattentäter zu werden. Diese Männer wollten es so", sagte Polizeichef Blair vor ausländischen Journalisten in London. Er fügte hinzu: "Wir wissen, wer die vier waren, die die Bomben mit sich geführt haben." Zu Details beziehungsweise zur Identität der Männer äußerte er sich nicht.

Zuvor war aus US-Regierungskreisen verlautet, bei drei der Verdächtigen handele es sich um Briten pakistanischer Abstammung im Alter von 19 bis 30 Jahren. Die Fernsehsender BBC und Sky News berichten, einer der Täter sei ein Brite, der in Jamaika geboren worden sei. Der Polizeichef lehnte einen Kommentar zu diesen Berichten ab.

In der britischen Hauptstadt standen um 12 Uhr Ortszeit Busse, Taxen und Bahnen für zwei Minuten still. Angestellte und Arbeiter legten ihre Arbeit nieder. Tausende standen mit gesenktem Kopf und zum Teil weinend in der glühenden Mittagshitze auf dem Trafalgar Square. Lediglich die Wasser-Fontänen der Springbrunnen waren auf dem sonst so quirligen Platz zu hören. Auch in Berlin, Paris, Rom, Madrid und anderen europäischen Metropolen wurde zur gleichen Zeit, 13 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit, still der Opfer des ersten Selbstmordattentats in Westeuropa gedacht.

"Eine Stadt, eine Welt", prangte auf einem Banner über dem Londoner Trafalgar Square, wo die Londoner noch wenige Stunden vor den Anschlägen den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2012 gefeiert hatten. Nach den zwei Schweigeminuten beendete ein lang anhaltender Applaus die Stille auf dem Platz. Auch im Bahnhof King's Cross - einer der vier Anschlagsorte - kamen Hunderte zusammen, um der Toten zu gedenken. "Ich habe hier einen meiner besten Freunde verloren - diese zwei Minuten werden ihn leider nicht zurückbringen", sagte ein 22-Jähriger.

Selbst an den sonst so hektischen Börsen in der britischen Hauptstadt sowie in Frankfurt und an anderen europäischen Handelsplätzen verharrten die Börsianer in stillem Gedenken. In Deutschland blieben in großen Städten wie Hamburg und Berlin Züge und S-Bahnen während der Schweigeminuten in den Bahnhöfen und Haltestellen. Der Flugverkehr am Frankfurter Flughafen lief allerdings wie gewohnt weiter. Papst Benedikt XVI. betete in seinem Urlaubsort in den italienischen Alpen für die Toten und ihre Angehörigen.

DPA · Reuters
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