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Doppel-Katastrophe in Indonesien "Wir haben nichts mehr"

Nach dem Erdbeben und Tsunami sind jetzt Hilfslieferungen auf den Mentawai-Inseln in Indonesien eingetroffen. Am Vulkan Merapi drängen Bewohner trotz weiterer Gefahr zurück in ihre zerstörten Häuser. Überlebende berichten vom Horror nach den Katastrophen.

In Indonesien geht die Suche nach weiteren Opfern der beiden Naturkatastrophen weiter. Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben und Tsunami trafen auf den abgelegenen Mentawai-Inseln westlich von Sumatra die ersten Boote mit Hilfspaketen ein. Mehr als 400 Menschen wurden dort noch vermisst. Am Vulkan Merapi auf der Insel Java versuchten Sicherheitskräfte auch am Donnerstag, Dorfbewohner von der Rückkehr in ihre teils zerstörten Dörfer abzuhalten. Die Gefahr eines weiteren Ausbruchs war zu groß. Zusammen waren bei den Desastern mehr als 340 Menschen ums Leben gekommen.

Am Merapi war vor allem das Dorf Kinahrejo nur wenige Kilometer unter dem Kraterrand betroffen. Dort war auch Mbah Maridjan, der spirituelle Hüter des Berges, in den Trümmern seines Hauses ums Leben gekommen. "Es war katastrophal, unglaublich heiß", zitierte die Zeitung "Jakarta Globe" eine Helferin, die das Dorf Stunden nach der Eruption erreichte. "Ich habe Blasen an den Füßen bekommen, obwohl ich Schuhe mit dicken Sohlen anhatte." Die meisten Häuser waren schwer beschädigt und unter einer dicken Aschedecke. Mindestens 30 Menschen kamen ums Leben, die meisten durch schwere Verbrennungen. Der Vulkan hatte am Dienstagabend eine glühend heiße Fontäne aus Asche und Geröll in die Luft geschleudert.

Schwere See behindert Boote

Auf den Mentawai-Inseln westlich von Sumatra trafen erst, fast zwei Tage nach dem schweren Erdbeben mit Tsunami, die ersten größeren Hilfslieferungen ein. Schwere See behinderte das Fortkommen der Boote, die im besten Fall zehn Stunden auf die abgelegene Inselkette brauchen. Viele Bewohner hatten keine Chance, als das Erdbeben mit einer Stärke von mindestens 7,2 am Montagabend losbrach. Minuten später hörten sie ohrenbetäubendes Brausen und sahen die Tsunami-Killerwellen anrollen. Mindestens 272 Menschen kamen ums Leben, gut 400 wurden am Donnerstag noch vermisst.

Wer überlebte, brachte sich auf den wenigen Anhöhen der Insel Pagai in Sicherheit, berichteten Dorfbewohner dem Vizepräsidenten Boediono, der die Inseln am Mittwoch mit dem Helikopter erreichte. Tausende Menschen kampierten nach dem Tsunami unter freiem Himmel und trauten sich nicht in die Dörfer zurück. "Wir müssen uns für solche Katastrophen wappnen", sagte Boediono den Einwohnern von Montei Baru-Baru nach Medienberichten. In dem Dorf kamen nach Angaben seines Büros 67 der 301 Bewohner um, 64 wurden noch vermisst.

"Wir haben nichts mehr"

"Wir haben nichts mehr", sagte Dorfvorsteher Jersanius Sanaloisa dem Vizepräsidenten. Er hatte sich an einen Baum geklammert und mit seinem Kind überlebt. Seine Frau kam ums Leben. In manchen Siedlungen waren die Killerwellen 600 Meter weit in Land hereingebrochen und hatten fast alle Häuser fortgerissen. Mehrere australische Touristen überlebten die Katastrophe. Sie waren zum Surfen auf den Inseln.

DPA/nik DPA

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