Feuerkatastrophe in Paraguay Besitzer schlossen die Türen

Augenzeugen berichten, die Besitzer des Supermarktes hätten nach Ausbruch des Feuers die Türen verschließen lassen, um Plünderungen zu verhindern. Die Zahl der Todesopfer stieg auf 364.

Die paraguayische Staatsanwaltschaft hat nach dem verheerenden Supermarkt-Feuer in Asunción die beiden Besitzer, einen Geschäftsführer und einen Sicherheitsangestellten festgenommen. Sie wurden zu Berichten von Überlebenden verhört, wonach verschlossene Türen in dem mehrstöckigen Einkaufszentrum am Sonntag hunderten von Kunden die Flucht vor den sich schnell ausbreitenden Flammen unmöglich machten.

Einem Fernsehbericht vom Montag zufolge stieg die Zahl der Todesopfer auf 364. Weitere 524 Menschen - fast doppelt so viele wie bis dahin von den Behörden angegeben - seien verletzt worden. 40 von ihnen befanden sich noch in kritischem Zustand. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Stellungnahme dazu. Nach Behördenangaben kamen am Sonntag mindestens 318 Menschen in den Flammen um.

Suche nach der Brandursache

Ermittler suchten unterdessen in den verkohlten Trümmern des Supermarkts Ycua Bolanos nach Hinweisen auf die Brandursache. Erste Hinweise deuteten auf eine Gasexplosion. Brisant und für die inhaftierten Besitzer - Vater und Sohn - strafrechtlich relevant war die Frage, ob das Sicherheitspersonal die Türen vorsätzlich verriegelte, um Plünderungen zu verhindern. Einer von beiden, Juan Pio Paiva, wies das nachdrücklich zurück. "Die Wachmänner haben bestätigt, dass sie die Türen nicht abgesperrt haben", sagte er.

Generalstaatsanwalt Oscar Latorre rief Überlebende der Katastrophe auf, Aussagen zu machen. Eine direkte neben dem Supermarkt wohnende Frau, Liliana Hernandez, sagte, Feuerwehrleute hätten von ihrem Haus aus eine Mauer zum Supermarkt durchbrochen, weil sie anders nicht hineingekommen seien. Andere Nachbarn sagten, sie hätten angesichts abgesperrter Türen schließlich Fensterscheiben eingeschlagen, um den eingeschlossenen Menschen zur Hilfe zu kommen. Eine verletzt entkommene Kassiererin, Esther Benitez, sagte, sie sei zunächst zum Haupteingang gerannt, der aber abgeschlossen gewesen sei.

Auch zwei Deutsche unter den Opfern

Angesichts der schlimmsten Tragödie in der Geschichte des Landes ordnete Staatspräsident Nicanor Duarte Frutos eine dreitägige Staatstrauer an. Am Montag wurden unter großer Anteilnahme 68 Todesopfer beerdigt. Zahlreiche Leichen konnten allerdings noch nicht identifiziert werden. Gerichtsmediziner aus dem benachbarten Brasilien und Experten von Interpol sollten bei der Arbeit helfen. Wie das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte, sind unter den Todesopfern auch zwei Deutsche: ein 40-jähriger Mann und ein Mädchen im Säuglingsalter.

Deutschland hilft

Deutschland hat 15.000 Euro für die medizinische Versorgung der Opfer der Brandkatastrophe bereitgestellt. Die deutsche Botschaft werde dringend benötigtes medizinisches Material, künstliche Haut und Medikamente beschaffen und den Krankenhäusern zur Verfügung stellen, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit. Dabei arbeite sie eng mit den paraguayischen Behörden und dem Roten Kreuz zusammen.

Belgische Stadt testet Sicherheit in Supermärkten

Unmittelbar nach der Brandkatastrophe hat die belgische Küstenstadt Knokke-Heist alle sieben Supermärkte des Badeorts kontrollieren lassen - mit erschreckendem Ergebnis. Die Feuerwehr habe in der Mehrzahl der Läden Verstöße gegen elementare Brandschutzvorschriften entdeckt. "Es ist unvorstellbar, wie unverantwortlich die Betreiber von Ladenketten sein können", sagte Bürgermeister Leopold Lippens am Dienstag. Auch bei einem zweiten Ortstermin am Dienstag hätten drei Einkaufszentren noch Mängel aufgewiesen. Lippens drohte mit der Schließung der Läden, wenn die Vorschriften bei der nächsten Kontrolle nicht eingehalten würden.

AP · DPA
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