Nach dem Absturz einer kolumbianischen Chartermaschine in Venezuela haben Suchmannschaften fast alle 160 Todesopfer geborgen. Die Bergungsarbeiten wurden durch starke Niederschläge behindert. Es seien 164 Plastiksäcke mit sterblichen Überresten in die 40 Kilometer von der Absturzstelle gelegene Stadt Machiques im Nordwesten des Landes gebracht worden, sagte Bürgermeister Alberto Màrquez. Die Identifizierung der 152 Passagiere und der acht kolumbianischen Besatzungsmitglieder werde jedoch schwierig und in einigen Fällen vielleicht sogar unmöglich sein. Von französischer Seite hieß es, die meisten der 152 Fluggäste seien Behördenvertreter aus Martinique gewesen, die mit ihren Familien aus dem Urlaub gekommen seien. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac sprach von einer "schrecklichen Katastrophe". In Ducos auf Martinique versammelten sich rund 150 Angehörige und Freunde der Opfer. "Es ist, als ob heute der Himmel eingestürzt wäre", sagte Claire Renette, deren Schwester in der Unglücksmaschine saß.
Auch einer der beiden Flugschreiber der Maschine vom Typ McDonnell Douglas MD-82 der West Caribbean Airways, sei gefunden worden. Der Stimmenrekorder sei hingegen noch nicht geborgen worden, erklärte der Leiter der Rettungsteams, Javier Perez. Der Pilot hatte kurz vor dem Absturz von Problemen mit beiden Triebwerken berichtet. Dann hatte er die Flugroute geändert, um außerplanmäßig auf dem Flughafen von Maracaibo zu landen. Die Maschine ist in der Bergregion Sierra de Perija zerschellt. Der venezolanische Innenminister Jesse Chacon sagte, die Ermittler gingen davon aus, dass der Jet nach dem Ausfall der beiden Triebwerke jede Minute gut zwei Kilometer Höhe verloren habe. Ein Augenzeuge, der in der Nähe der Absturzstelle wohnt, sagte im Fernsehen, das Flugzeug habe schon in der Luft auf der rechten Seite gebrannt.
Frühere Probleme mit der Maschine
Unterdessen berichteten frühere Passagiere der Unglücksmaschine von Problemen mit dem Jet schon in der Woche zuvor. Die Maschine sei zuletzt auf der Strecke von der kolumbianischen Hauptstadt Bogotà über Medellín und Panama zur Karibik-Insel San Andrés eingesetzt worden, berichtete der kolumbianische Fernsehsender RCN. Eine Woche vor dem Absturz habe sich der Abflug von Bogotà Richtung San Andrés wegen nicht näher bezeichneter technischer Probleme um vier Stunden verzögert. Auch bei der Zwischenlandung in Medellín habe es erneut Probleme und stundenlanges Warten gegeben, hätten die Passagiere berichtet. Die Fluggäste seien in San Andrés schließlich höchst verärgert eingetroffen, nachdem sie fast 24 Stunden unterwegs gewesen seien, berichtete der Sender weiter. Der Rückflug dieser Reisegruppe von San Andrés nach Bogotà am Montag, der letzte Einsatz vor dem Unglücksflug, sei dann aber ohne Verzögerungen verlaufen.
Die Unglücksmaschine sei schon im Juli für vier Tage auf Anweisung des Herstellers wegen technischer Mängel stillgelegt worden, berichtete der US-Nachrichtensender CNN. Vor dem Abflug aus Panama habe es jedoch keine Probleme gegeben, und nach Angaben des französischen Verkehrsministers Dominique Perben wurde sie in den vergangenen sechs Monaten zwei Mal von den französischen Behörden auf Martinique kontrolliert. Dabei seien keine Mängel festgestellt worden.
Treibstoff war nicht die Unglücksursache
Die Ermittler haben eine Verunreinigung des Treibstoffs als Ursache für den Flugzeugabsturz ausgeschlossen. Das teilte die Luftfahrtbehörde von Panama mit, wo die Chartermaschine gestartet war. Es hatte Spekulationen über Probleme mit dem Treibstoff gegeben, da der Pilot den Ausfall beider Triebwerke der MD-82 gemeldet hatte. "Wir haben keinerlei Verunreinigungen im Treibstoff gefunden", sagte Behördenchef Tomas Paredes. Eine Frachtmaschine der DHL habe den gleichen Treibstoff für einen Flug nach Miami getankt und keinerlei Probleme gehabt. Auch habe das Flugzeug genug Treibstoff für den dreistündigen Flug getankt. Parades sagte, die MD-82 sei in Panama nicht gewartet worden, weil der Pilot nicht darum gebeten habe. Ein früherer Mitarbeiter der US-Verkehrssicherheitsbehörde, Peter Goelz, hatte zuvor gesagt, die Ermittler sollten überprüfen, ob der Treibstoff verunreinigt gewesen sei. "Es ist nicht ungewöhnlich, ein Triebwerk zu verlieren. Es ist ungewöhnlich, beide zu verlieren."