Haiti Schweres Nachbeben löst Angst und Schrecken aus

Haiti kommt nicht zur Ruhe: Ein Nachbeben der Stärke 6,1 hat das Katastrophengebiet erschüttert und die Menschen in Panik versetzt. Die Zahl der deutschen Todesopfer des Bebens vergangene Woche ist unterdessen weiter gestiegen.

Haiti ist am Mittwoch erneut von einem starken Erdbeben erschüttert worden. Der Erdstoß hatte nach Angaben der US-Erdbebenwarte die Stärke 6,1. Sein Zentrum lag knapp 60 Kilometer nordwestlich von Port-au-Prince. In der Hauptstadt rannten zahllose Menschen in Panik auf die Straßen. Über Schäden oder Opfer war zunächst nichts bekannt.

Stern-Korrespondenten vor Ort berichteten, es habe sich lediglich um eines der zahlreichen Nachbeben gehandelt, die seit den verheerenden Erschütterungen am Dienstag vergangener Woche immer wieder auftreten. Die neuen Erdstöße hätten die Lage nicht weiter dramatisiert, jedoch stürzten einige bereits beschädigte Häuser nun endgültig ein. Das Beben vor einer Woche hatte eine Stärke von 7,0. Nach Angaben der Regierung kamen dabei vermutlich bis zu 200.000 Menschen ums Leben.

Die Zahl der deutschen Todesopfer ist unterdessen aller Wahrscheinlichkeit nach gestiegen. Wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Mittwoch mitteilte, gibt es wohl zwei weitere Tote, deren endgültige Identifizierung noch aussteht. Bislang war ein deutsches Opfer bekannt. Die Zahl der Vermissten wurde am Mittwoch mit sieben angegeben. Bei ihr gibt es fast täglich Schwankungen.

Mehrere Überlebende aus den Trümmern gerettet

Im Elend des Katastrophengebietes gibt es aber auch immer wieder Lichtblicke und kleine Wunder: Ärzte der Hilfsorganisation humedica holten im privaten Krankenhaus "Espoir" (Hoffnung) in Port-au-Prince fünf Babys auf die Welt. "Den Müttern und Kindern geht es gut", sagte ein Sprecher der Organisation mit Sitz in Kaufbeuren am Mittwoch. Bereits am Samstag seien dank humedica-Helfern gesunde Zwillinge geboren worden, am Montag kamen drei weitere Babys zur Welt. Die hochschwangeren Frauen seien bei dem Beben nicht verletzt worden. "Durch das Erlebte standen sie aber unter Schock."

Spendenkonten

Hunderttausende sind bei dem schweren Erdbeben in Haiti vermutlich ums Leben gekommen. Unzählige sind obdachlos, verletzt und hilfsbedürftig. Wenn Sie für die Opfer der Naturkatastrophe spenden wollen, finden Sie hier eine Liste mit Hilfsorganisationen, die vor Ort die Bedürftigen unterstützen.

In Port-au-Prince konnten Rettungskräfte sogar weitere Überlebende bergen. Eine 69 Jahre alte Frau wurde am Dienstag in den Trümmern der einstigen Residenz des Erzbischofs in der Hauptstadt gefunden. Drei weitere Frauen konnten aus der eingestürzten Universität und einem Geschäft gerettet werden. Die gerettete 69-Jährige ist nach Aussage der Ärzte dehydriert, hat eine ausgerenkte Hüfte und ein gebrochenes Bein. "Ich bin okay, sozusagen", rief Ena Zizi, als sie von mexikanischen Rettungskräften auf einer Trage weggebracht wurde. Dann stimmte die tiefgläubige Katholikin Lobgesänge an.

Unterdessen wurde die Leiche von Erzbischof Joseph Serge Miot gefunden. Der Geistliche war offenbar in seinem Arbeitszimmer von dem Beben überrascht worden.

"Wir brauchen Lebensmittel, Kleidung, wir brauchen alles"

Die Versorgung der Erdbebenopfer kommt wegen logistischer Probleme weiter nur langsam voran. Das Welternährungsprogramm (WFP) erklärte, bis Dienstag seien mehr als 250.000 Fertigmahlzeiten an die Überlebenden verteilt worden. Insgesamt brauchen drei Millionen Menschen in Haiti dringend Unterstützung. In den kommenden vier Wochen sollen laut WFP 100 Millionen Fertigmahlzeiten ausgegeben werden.

"Wir brauchen so viel. Lebensmittel, Kleidung, wir brauchen alles", sagte die 29-jährige Sophia Eltime. "Ich weiß nicht, wer dafür verantwortlich ist, aber sie müssen uns bald irgendetwas geben", erklärte die zweifache Mutter.

George Clooney moderiert weltweite Benefiz-Show

Zur großen weltweiten Benefiz-Show "Hope for Haiti" haben sich zahlreiche Superstars der Musikszene angekündigt. Bei dem Konzert für die Erdbebenopfer von Haiti am Freitag werden unter anderem Justin Timberlake, Coldplay, Alicia Keys, Bruce Springsteen, Wyclef Jean, Bono, The Edge und Jay-Z erwartet, wie der Musiksender MTV mitteilte. Moderiert werden soll das Event unter anderem von Schauspieler George Clooney und dem aus Haiti stammenden HipHop-Star Wyclef Jean.

Personensuche des Roten Kreuzes

Zahllose Menschen werden seit dem verheerenden Erdbeben in Haiti vermisst. Das Internationale Rote Kreuz gibt auf einer speziellen Web-Site die Möglichkeit, nach vermissten Verwandten und Freunden zu suchen.

Dort sind bisher bereits mehr als 14.000 Vermisste registriert, die Zahl der Einträge steigt weiter.

Auftritte sind geplant in New York, Los Angeles, London und Haiti. Dabei soll es auch einige einzigartige gemeinsame Zusammenspiele geben, so etwa von Bono und Gittarist The Edge von U2 mit Jay-Z und Rihanna in London. In Los Angeles sollen Kid Rock, Keith Urban und Sheryl Crow gemeinsam auftreten. Zahlreiche Fernsehsender weltweit übertragen die Show. Außerdem ist geplant, dass die Auftritte ab Samstag beim Online-Musikportal iTunes gekauft werden können. Auch diese Erlöse sollen den Erdbebenopfern zugutekommen.

DPA
mad/APN/DPA/AFP

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