Hamburger Hafen Brennender Frachter hatte Uran und Munition geladen

Im Hamburger Hafen brennt Anfang Mai ein Frachter, die Feuerwehr bekämpft stundenlang die Flammen. Jetzt wird bekannt: Das Schiff hatte Munition und radioaktive Substanzen geladen.

Die Besucher des Eröffnungsgottesdienstes beim Evangelischen Kirchentag in der Hamburger Hafencity waren am 1. Mai gerade nach Hause gegangen, als im gegenüberliegenden Hafengelände auf einem Frachtschiff Autos in Brand gerieten. Mit mehreren Löschbooten und 300 Einsatzkräften bekämpfte die Feuerwehr stundenlang die Flammen auf der "Atlantic Cartier". Auch Gefahrengutcontainer mussten von Bord geholt werden. Nun stellt sich heraus: Neben Munitionsteilen und brennbarem Material befanden sich auch hochgefährliche radioaktive Substanzen an Bord.

Die Grünen-Bürgerschaftsfraktion veröffentlichte am Freitag die Antwort des Hamburger Senats auf eine Kleine Anfrage. Das Container- und Fahrzeugtransportschiff "Atlantic Cartier" hatte demnach unter anderem 8,9 Tonnen Uranhexaflourid, Munition, Treibladungen beziehungsweise Raketenbrennstoff und eine Fülle weiterer brennbarer Chemikalien geladen. Die Behörden hatten nach dem Feuer nur allgemein bekanntgegeben, dass das 292 Meter lange Schiff der Reederei ACL auch Gefahrgut geladen hatte und die Einsatzkräfte daher während der Löscharbeiten mehrere Container in Sicherheit gebracht hatten.

Der Grünen-Hafenexperte Anjes Tjarks bezeichnet es als "Ungeheuerlichkeit", dass der Senat die Öffentlichkeit nicht von sich aus über die Ladung informiert habe. "Hier muss man schon fast von einem Vertuschungsversuch sprechen." Es sei "nicht auszudenken", was bei dem Unglück nahe der Innenstadt hätte passieren können.

33 Gefahrgutcontainer geborgen

Uranhexaflourid ist eine Uran-Flour-Verbindung, die als Ausgangsstoff für die industrielle Uran-Anreicherung in Zentrifugen und anderen Anlagen dient. Der kristalline Stoff ist selbst nicht brennbar, allerdings extrem leicht flüchtig und reagiert heftig mit Wasser, wobei bereits die Luftfeuchtigkeit reicht. Dabei wird unter anderem auch ein äußerst ätzendes und hochgiftiges Fluor-Gas frei. Das enthaltene Uran ist ebenfalls giftig und zudem radioaktiv.

Nach der Antwort des Senats hatten die Einsatzkräfte bei dem Brand auf der "Atlantic Cartier" 33 Gefahrgut-Container mit Kränen aus dem "unmittelbar gefährdeten Bereich" geborgen und an Land abgestellt. Auf einem Deck des Schiffs waren aus bislang ungeklärter Ursache Autos in Brand geraten und hatten einen Großeinsatz ausgelöst. Gefahrstoffe seien bei den Brand nicht ausgetreten, betonte der Senat in seiner Antwort.

Nach Angaben von Atomkraftgegnern ist die "Atlantic Cartier" bekannt dafür, regelmäßig Uranhexaflourid und andere radioaktive Stoffe zwischen Deutschland und den USA zu transportieren. Das Uranhexaflourid stammt demnach in der Regel aus der deutschen Urananreicherungs-Fabrik im nordrhein-westfälischen Gronau.

DPA
cjf/AFP/DPA

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