Hurrikan Tausende deutsche Touristen flüchten vor "Wilma"

Der Hurrikan "Wilma" hat Mexiko erreicht. Zehntausende bringen sich vor der Naturgewalt in Sicherheit, darunter auch 6000 deutsche Urlauber.

Mit unbändiger Wucht ist Hurrikan "Wilma" auf die Küste der mexikanischen Halbinsel Yucatan geprallt. Der Monstersturm erreichte zunächst die vorgelagerte Insel Cozumel. Er richtete sich dann mit Sturmgeschwindigkeiten von 225 Kilometern pro Stunde gegen die 600 000 Einwohner zählende Stadt Cancún. Mexikos Präsident Vicente Fox betonte, jetzt gelte es, Leben zu schützen. Tausende Touristen wurden in Sicherheit gebracht und lagen teils dicht gedrängt in Notunterkünften.

Bis zu 6000 deutsche Pauschal- und Individualreisende sollen sich im bedrohten mexikanischen Feriengebiet um Cancún aufhalten. Weg kommen sie nicht: Der Flughafen von Cancun wurde inzwischen geschlossen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes sind in einigen "exponierten Hotels" Evakuierungsmaßnahmen angelaufen oder bereits abgeschlossen. Der deutsche Honorarkonsul in Cancún, Reiseveranstalter und mexikanische Behörden hätten ein Kommunikationsnetz aufgebaut. Zusätzlich werde die deutsche Botschaft weitere Konsularbeamte in die Region entsenden, hieß es.

Flüge nach Yucatan eingestellt

Auch die großen deutschen Reisekonzerne TUI und Thomas Cook haben reagiert. Sie sagten ihre Flüge zur mexikanischen Halbinsel Yukatan bis einschließlich Dienstag ab. Allein bei TUI seien rund 300 Urlauber betroffen. Thomas Cook hatte bereits am Donnerstag einen Flug mit rund 240 Passagieren auf Samstag verschoben, der aber am Freitag ebenfalls abgesagt wurde. Beide Reiseveranstalter haben derzeit jeweils rund 1000 Gäste in der Region.

Insgesamt hatten sich nach Angaben des Tourismusverbandes von Quintana Roo rund 34 800 Touristen, von denen vor allem die nordamerikanischen Veranstalter ihre Gäste vorzeitig nach Hause schickten. Etwa 24 000 Touristen wurden in Gemeinschaftsunterkünften in Cancún, das nicht direkt am Meer liegt, in anderen Orten der Küste und weiter im Landesinneren untergebracht.

Ein historischer Monsterhurrikan

Seit den frühen Morgenstunden rollten riesige Wellen aus dem tosenden Meer gegen die Strände in Yucatan. Wegen starker Regenfälle füllten sich dort die Straßen von Cancún mit Wasser. Die Strände wurden nach ersten Informationen schwer beschädigt und teilweise weggespült. Berichte über weitere Schäden lagen zunächst nicht vor. "Wilma" war am Dienstag zum historischen Monsterhurrikan geworden, als innerhalb weniger Stunden im Atlantik nie gemessene Sturmgeschwindigkeiten von 280 Stundenkilometer und mehr entwickelt hatte.

In Puerto del Carman, weiter südlich, blieben die Gäste in den großen, stabil gebauten Hotelanlagen. Hier und weiter südlich sind die meisten deutschen Touristen untergebracht. "Der Hurrikan hat uns mit voller Wucht erwischt", berichtete am späten Nachmittag (MESZ) der Geschäftsführer des Coral Princess-Hotels auf Cozumel, Alberto Landero. "Aber alle unsere Gäste sind in Sicherheit.

Armee bewacht die Straßen

Die gesamte Region hatte sich seit Tagen auf den extrem gefährlichen Sturm vorbereitet. Die Hotels auf dem Cancún vorgelagerten Dünengürtel sind geräumt und vollkommen abgeriegelt. Die Straßen nach Süden sind gesperrt und die Menschen aufgefordert worden, nicht mehr ins Freie zu gehen. Der Strom wurde abgeschaltet. Die Armee bewacht die Straßen.

Es war am Freitag nicht klar, welchen Weg genau der Monsterhurrikan beim Zug über die Nordspitze der Halbinsel nehmen würde. "Das Schlimmste ist, dass er sich so langsam fortbewegt, und wir nicht wissen, wie lange er auf uns herummahlen wird", sagte ein Cancuner. "Wir sind durch die Berichte über die Stärke von Wilma vorher verunsichert worden."

400 000 Kubaner evakuiert

In Kuba gingen am Freitag starke Regenfälle nieder, die Überschwemmungen und Erdrutsche auslösen können. Fast 400 000 Menschen wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Es wird befürchtet, dass "Wilma" Kuba mehrere Tage lang attackieren wird, wenn er auf seinem Weg nach Florida nördlich an der Antilleninsel vorüberzieht. Unterdessen bereitete sich auch schon Florida auf "Wilma" vor.

Indessen bereitet sich auch schon Florida auf den heranrückenden Hurrikan vor. Die Touristen auf Key West, der Inselkette an der Südspitze Floridas wurden zur Abreise aufgefordert. In dem Landkreis Monroe County und auf der Insel Sanibel vor der Westküste ordneten die Behörden die «freiwillige Evakuierung» an. Sanibel-Polizeichef Bill Tomlinson sagte dem Nachrichtensender CNN, dass «eine Zwangsevakuierung jeweils nach Einzelfällen geprüft werden wird».

Schulen und Behörden wurden in zahlreichen Gemeinden Floridas - so in den Landkreisen Monroe County und Broward County - am Freitag vorsorglich geschlossen. Im Südwesten Floridas führte ein Ansturm auf Tankstellen zu Engpässen. Auf vielen Straßen stauten sich die Fahrzeuge der Menschen, die vorsorglich vor der drohenden Ankunft des Hurrikans fliehen wollten.

AP · DPA
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