Der Prato della Valle in Padua ist eine imposante Piazza. Den großen öffentlichen Platz in der norditalienischen Stadt, 1776 eingeweiht, zieren ein Kanal und zahlreiche Statuen. 78 sind es insgesamt. Darunter sind große Persönlichkeiten wie der Universalgelehrte Galileo Galilei und der Dichter Francesco Petrarca. Was allen Statuen gemein ist: Jede einzelne von ihnen zeigt einen Mann. Das soll sich ändern. Zumindest wenn es nach manchen in der Stadt geht.
Zwei linke Stadträte, Margherita Colonnello und Simone Pillitteri, haben den Antrag gestellt, die Statue einer Frau zu integrieren. Platz dafür gäbe es, ein paar Sockel auf der Piazza stehen leer. Pillitteri sagte der "New York Times", die Statuen auf dem Prato della Valle seien ein Symbol historischer männlicher Vorherrschaft. Die freien Plätze seien eine unübersehbare Erinnerung daran, dass Frauen hier und andernorts unterrepräsentiert seien. Colonnello sagte der Zeitung, es gehe nicht darum, das Denkmal zu verfälschen oder zu zerstören, sondern etwas Neues hinzufügen.
Es gibt auch schon eine Idee, welche Frau künftig mit einer Statue gewürdigt werden soll am Prato della Valle: Elena Lucrezia Cornaro Piscopia. Sie war die erste Frau weltweit, die einen Doktortitel erhielt. 1678 war das. Elena Lucrezia Cornaro Piscopia hatte in Padua in Philosophie promoviert. Neben historischer Bedeutung ist auch eine Verbindung zur Stadt gegeben. Simone Pillitteri spricht von einem "Zeichen für die Zukunft". Das sehen bei Weitem nicht alle so.
Auf dem Gelände der Universität Padua steht bereits eine Statue der Philosophin
Die "New York Times" zitiert den Lokalpolitiker und Kunsthistoriker David Tramarin mit den Worten: "Ob es Ihnen gefällt oder nicht: Prato della Valle ist ein Ausdruck der Vergangenheit." Wir müssten aus der Vergangenheit lernen, statt sie zu verändern. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet von Petitionen, die aufgelegt und herumgereicht werden. Die Debatte darüber, wer im öffentlichen Raum gewürdigt wird und welche Statuen wo stehen bleiben dürfen oder aufgestellt wer sollen, trifft einen Nerv und wird aktuell in vielen Ländern geführt. Im Fall von Padua müsste noch nicht einmal der Kopf eines Mannes rollen, um den einer Frau künftig zu würdigen.
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Doch Kritik gibt es laut "Süddeutscher Zeitung" nicht nur an der Idee insgesamt, sondern auch an der Wahl von Cornaro Piscopia, weil die schon auf dem Gelände der Universität Padua mit einer Statue geehrt wird. Der Antrag über die neue Statue auf dem Prato della Valle soll Ende dieses Monats behandelt werden. Bis auf Weiteres bleiben die 78 Männer aus Stein auf dem großen Platz also unter sich.
Quellen: "New York Times", "Süddeutsche Zeitung"