Aus Protest gegen Pläne der britischen Regierung zur Förderung neuer Ölfelder in der Nordsee haben zwei Klimaaktivisten in einem Museum das Sicherheitsglas eines bekannten Gemäldes eingeschlagen. Die Gruppe Just Stop Oil veröffentlichte am Montag ein Video der Aktion. Zu sehen ist, wie ein Mann und eine Frau in der Londoner National Gallery mit Hämmern den Schutz von "Venus vor dem Spiegel" beschädigen. Sie wurden festgenommen. Ob das Bild von Diego Velázquez dabei getroffen wurde, war zunächst unklar.
Das Museum hängte das Gemälde vorerst ab, um es von Restauratoren auf mögliche Schäden untersuchen zu lassen. Die Mitte des 17. Jahrhunderts entstandene "Venus vor dem Spiegel" gilt als einziges noch vorhandenes Aktgemälde von Velázquez. 1914 hatte eine Anhängerin der Sufragetten-Bewegung das Gemälde mit einer Hacke zerfetzt, um gegen die Festnahme einer anderen Kämpferin für das Frauen-Wahlrecht zu protestieren. Das Bild wurde danach restauriert. Im vergangenen Jahr hatten Aktivisten von Just Stop Oil schon einmal in der National Gallery zugeschlagen. Damals schütteten sie Tomatensuppe gegen das Gemälde "Sonnenblumen" von Vincent van Gogh. Das Gemälde blieb dank Schutzverglasung unbeschädigt. Die Protestgruppe Just Stop Oil fordert von der britischen Regierung, sofort alle neuen Öl- und Gasprojekte zu stoppen.
Klimaprotest von Just Stop Oil
"Es ist Zeit für Taten, nicht für Worte", sagte die laut Just Stop Oil 22 Jahre alte Aktivistin nach der Attacke. "Die Politik lässt uns im Stich. Sie hat die Frauen im Jahr 1914 im Stich gelassen und sie lässt auch uns jetzt im Stich", betonte der zweite Aktivist, ein den Angaben zufolge 20-Jähriger.
Es wird erwartet, dass die konservative britische Regierung an diesem Dienstag weitreichende Pläne zur Förderung neuer Öl- und Gasvorkommen vorstellen wird. Premierminister Rishi Sunak hatte zuletzt strikte Umweltvorgaben gelockert. Er wirbt mit zahlreichen neuen Jobs und stärkerer Energiesicherheit. Die zuständige Ministerin Claire Coutinho räumte am Montag ein, dass die zusätzlichen Förderprojekte nicht zu niedrigeren Verbraucherpreisen führen würden.