Erneuter Rückschlag im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko: Der Ölkonzern BP hat die für Donnerstag geplante Absenkung einer Stahlglocke über das schadhafte Bohrloch in rund 1500 Metern Meerestiefe verschoben. Ein Konzernsprecher sagte, ein neuer Versuch sei nun "in den kommenden Tagen" geplant.
Nach Angaben des Konzerns ist die neue Glocke kleiner als die, mit der jüngst vergeblich versucht wurde, das ausströmende Öl aufzufangen und abzupumpen. Ob das Vorhaben nun mit ihr gelinge, sei aber noch unklar. Alle Technologien, die angewendet oder erwogen würden, seien in der Praxis noch nicht erprobt, dämpfte BP die Hoffnungen. Der Konzern hat erklärt, für "alle Rechtsansprüche" durch die Katastrophe aufzukommen.
Durch das offene Bohrloch am Meeresboden fließen seit einer Explosion auf der Bohrinsel Deepwater Horizon am 20. April und deren Untergang pro Tag etwa 800.000 Liter Öl ungehindert in den Golf von Mexiko. Der US-Südküste droht eine Umweltkatastrophe im bislang nicht gekannten Ausmaß. Wie BP am Donnerstag ferner mitteilte, kostete die Bekämpfung der Katastrophe den Konzern bislang 450 Millionen Dollar.
Der Eigner der Bohrinsel, die Firma Transocean, bemühte sich derweil, die Höhe der möglicherweise auf ihn zukommenden Schadensersatzforderungen auf rund 27 Millionen Dollar zu deckeln. Die Verpflichtungen sollten sich unter anderem nach dem Wert des Anteils an der Deepwater Horizon richten, forderte Transocean in Unterlagen, die bei einem Gericht in Houston eingereicht wurden. Dieser Schritt sei notwendig, um die Interessen des Unternehmens, seiner Angestellten und der Anteilseigner zu schützen, hieß es weiter. Die angerichteten Schäden werden bislang auf 14 Milliarden Dollar geschätzt.
Nach Behördenangaben könnte sich der Öl-Teppich bei den gegenwärtigen Windbedingungen weiter dem Bundesstaat Louisiana und dem Mississippi-Delta nähern. "Wenn wir es zulassen, dass das Öl unsere Sumpfgebiete erreicht, dann müssen wir für etwa fünf bis sechs Jahre dichtmachen", klagte Krabbenfischer Rodney Dufrene aus Louisiana. An der Küste errichten Soldaten und Freiwillige weiterhin fieberhaft Barrieren, um das empfindliche Gebiet zu schützen.