Alan Ball kann sich kaum noch daran erinnern, dass er im Juni 1953 als junger Mann einmal das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York besucht hat. Den Beweis dafür hält er allerdings in den Händen – eine Postkarte, die er vor mehr als 70 Jahren dort abschickte und die erst kürzlich wieder bei ihm gelandet ist.
Ball besuchte das Gebäude damals als Schüler auf dem Weg zu seiner Tante, die in Puerto Rico lebte, berichtet die "New York Times". Dort schrieb er eine Postkarte an seinen Vater in Illinois, die jedoch nie zu Hause ankam. Offenbar ging die Ansichtskarte im Postzentrum der Vereinten Nationen verloren und lag jahrzehntelang herum, bevor sie jetzt doch noch verschickt wurde, schreibt die Lokalzeitung "The Shaw Local". Erst 72 Jahre später landete sie wieder bei ihrem Absender.
Jahrzehntealte Postkarte findet doch noch ihren Weg
Für den mittlerweile 88 Jahre alten US-Amerikaner ist die verspätete Post wie eine Botschaft von seinem früheren Ich. Der Inhalt bietet nicht mehr als typische Postkartenlyrik: "Wir sind jetzt im UN-Gebäude – sehr modern", schrieb Ball im Jahr 1953 an seinen Vater. "Melde mich als Nächstes aus Puerto Rico." Die Karte hatte Ball "vollkommen vergessen", sagte er der "New York Times", auch an seinen Trip nach New York hat er nicht mehr viele Erinnerungen. Doch er erkannte seine Handschrift, als der Urlaubsgruß unerwartet in der Post lag. Das Porto betrug damals übrigens zwei Cent.
Mit einigen Jahrzehnten Verspätung wurde die Karte an die angegebene Adresse in der Stadt Ottawa in Illinois geschickt. Der ursprüngliche Empfänger lebte natürlich schon längst nicht mehr. Die Postangestellten in Ottawa machten sich allerdings die Mühe, Nachforschungen anzustellen, um die Geschichte dahinter zu rekonstruieren. Zunächst gingen sie davon aus, auch der Absender lebe nicht mehr – letztendlich landete die Karte aber doch bei Alan Ball und bescherte ihm einen Gruß aus der eigenen Vergangenheit.
Quellen: "New York Times", "The Shaw Local"