In Russland werden politische Gegner von Präsident Wladimir Putin unterdrückt, ebenso kritische Äußerungen über den Krieg, den Russland in der Ukraine führt. Dafür drohen zum Teil drakonische Strafen. Das musste auch Olesya Krivtsova erfahren.
Die 19 Jahre alte Studentin hatte in ihrer Instagram-Story den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert. Einige Kommilitonen denunzierten sie mit einem Screenshot bei den Behörden, Krivtsova wurde auf eine Terrorliste mit dem IS, Al-Qaida und den Taliban gesetzt. Kurz vor Jahresende wurde sie verhaftet. Nun droht ihr eine jahrelange Gefängnisstrafe. Einstweilen steht die Studentin aus der Stadt Archangelsk im Norden Russlands unter Hausarrest und muss eine Fußfessel tragen, da nach Ansicht der Behörden Fluchtgefahr besteht.
Russland verfolgt kritische Kommentare gegen Ukraine-Krieg
Zudem ist Krivtsova jede Art von Kommunikation nach außen untersagt, sie darf auch das Internet nicht benutzen. Nach Angaben ihres Anwalts gegenüber dem US-Sender CNN könnte sie wegen Diskreditierung der russischen Armee zu bis zu drei Jahren Gefängnis verurteilt werden und aufgrund der Terrorvorwürfe zu weiteren sieben Jahren.
Olesya Krivtsova steht der Politik von Wladimir Putin schon länger kritisch gegenüber, auf ihrem Knöchel trägt sie ein Anti-Putin-Tattoo. "Sie hat einen großen Sinn für Gerechtigkeit, das macht ihr das Leben schwer", erklärte ihre Mutter CNN. "Die Unfähigkeit, stumm zu bleiben, ist in Russland jetzt eine schwere Sünde." Schon im vergangenen Frühling habe sie Probleme mit den Behörden gehabt, weil sie Protestplakate verteilt hatte.
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Vorschlaghammer als Drohung
Nach ihrer Kritik am russischen Krieg hatten Beamte ihre Wohnung gestürmt und die 19-Jährige festgenommen. Einer der Männer soll einen Vorschlaghammer dabei gehabt haben – in Russland ist das eine klare Drohung. Das Werkzeug spielt auf den Tod eines desertierten Söldners der Gruppe Wagner an, der mit einem Vorschlaghammer ermordet wurde. Wie n-tv berichtet, hat der Vorschlaghammer in der russischen Propaganda das "Z" mittlerweile als Symbol für den Krieg gegen die Ukraine abgelöst.
Der konkrete Anlass für Krivtsovas Post auf Instagram war die Explosion auf der Krim-Brücke im Oktober. Drei Menschen starben dabei. Den Vorfall auf der strategisch wichtigen Verbindung zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Festland hielt die russische Führung für einen "Terrorakt".

Sehen Sie im Video: Die älteste Menschenrechtsorganisation Russlands, die Helsinki-Gruppe, sei mittlerweile verboten, das oppositionelle Medium "Medusa" zur unerwünschten Organisation erklärt – der Druck auf Kritikerinnen und Kritiker des russischen Angriffskrieges nehme immer weiter zu, berichtet Reporter Rainer Munz aus Moskau.