Am 24. Februar 2022 verschaffte sich Wladimir Putin einen Platz in der Geschichte. Aber nicht als der imperiale Über-Herrscher, der er so gerne geworden wäre, sondern als Diktator, an dessen Händen das Blut von Zehntausenden klebt. Der Angriff auf die Ukraine markiert den bisherigen traurigen Höhepunkt der Karriere des russischen Staatschefs. Wie er dahin gekommen ist, zeigt der stern in dieser Fotostrecke.
Putin kommt am 7. Oktober 1952 im damaligen Leningrad zur Welt. Er wächst in einfachen Verhältnissen auf. Seine Eltern sind Fabrikarbeiter. Sein Vater Wladimir Putin kämpft im Zweiten Weltkrieg gegen Nazi-Deutschland. Seiner Mutter Maria Putina (geb. Schelomowa) überlebt die Blockade Leningrads. Wolodja ist das dritte Kind des Paares. Doch seine Brüder lernt er nie kennen. Sie sterben noch im Kindesalter.
Wie so viele Arbeiterfamilien lebt auch der junge Putin mit seinen Eltern in einer Kommunalka, einer Wohngemeinschaft für mehrere Familien, die sich Küche und Bad teilen. 20 Quadratmeter haben die Putins für sich.
Für den Jungen steht schnell fest: Er will aus dem Elend der Kommunalka raus. Der schnellste Weg zum sozialen Aufstieg ist für ihn der KGB. Als die Sowjetunion zerbricht kann er jedoch nur auf eine unscheinbare Karriere beim Geheimdienst blicken. Dort hat er sich unter Kollegen den Spitznamen "die Motte" verdient – weil er so unscheinbar und farblos ist. Sein steiler Aufstieg beginnt erst, als Putin mithilfe seines Gönners und Mentors Anatolij Sobtschak im Team des damaligen Präsidentin Boris Jelzin landet. Innerhalb von zweieinhalb Jahren wird er auf immer höhere Posten berufen: vom stellvertretenden Chef der Präsidialverwaltung zum Geheimdienstchef, zum Premierminister, dann zum geschäftsführenden Präsidenten.
Gönner und Oligarchen bringen Wladimir Putin an die Macht
Dann tritt Jelzin zur Seite, um Putin bei Anbruch des neuen Jahrtausends die Macht zu übergeben. Er ist der Favorit der russischen Oligarchen. Mit ihm an der Spitze glauben sie sich und ihr Vermögen geschützt. Es sind vor allem die Milliardäre Boris Beresowski und Roman Abramowitsch, die Putin an der Macht sehen wollen. Der Medienmogul Beresowski lässt Putin zum starken Mann stilisieren.
"Mir kam es so vor, als ob er ideologisch unser Mann wäre. Ein Mann unserer Generation, der im Prinzip alles versteht, und Russland in dieselbe Richtung bewegen möchte wie wir, in Richtung der Offenheit, der Demokratie", erklärt Jahre später Michail Chodorkowski, ein ehemaliger Oligarch. Auch er gehört zu Beginn zu den Unterstützern Putins. "Wie sehr habe ich mich doch getäuscht", sagt er heute.
"Er ist ein sehr talentierter KGB-Mann. Wenn Sie links sind, wird Putin so sein, dass Sie denken, dass er auch links ist. Ihnen gefallen Nationalisten, Putin wird sich so geben, dass Sie ihn für einen Nationalisten halten. Ihnen gefallen Konservative, dann werden Sie den Eindruck gewinnen, dass er ein Konservativer ist. Das ist ein Talent", erklärt Chodorkowski. So habe Putin alle an der Nase herumführen können.
Ihre Unterstützung sollten viele Oligarchen sehr früh bereuen.
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