Sie ist wieder in Moskau "Der Präsident und die Amazone": Die Geheimnisse der First Lady Russlands

Alle wissen es, aber niemand redet darüber: Alina Kabajewa gilt als First Lady von Wladimir Putin 
Alle wissen es, aber niemand redet darüber: Alina Kabajewa gilt als First Lady von Wladimir Putin 
© epa Tass Smirnov Vasily / Picture Alliance
In Russland wird sie als die "geheimnisvollste Frau" des Landes bezeichnet: Alina Kabajewa. Seit 20 Jahren ist sie an der Seite von Wladimir Putin. Auch wenn es nie eine offizielle Bestätigung gab – die Fakten sprechen für sich. 

Koschei der Unsterbliche – so heißt der größte Bösewicht der russischen Folklore. Er hütet ein großes Geheimnis: Seine Seele steckt in einer Nadel. Diese ist in einem Ei versteckt. Das Ei ist in einer Ente versteckt. Die Ente in einem Hasen. Der Hase sitzt in einer eisernen Kiste. Die Kiste liegt unter einer Eiche auf einer Insel weit draußen im Meer vergraben. Warum der Aufwand? Zerbricht die Nadel, stirbt Koschei. 

Wladimir Putin scheint sich an der Sagengestalt in mehr als nur einer Hinsicht ein Vorbild genommen zu haben. Der Kreml-Chef hütet unzählige Geheimnisse. Eins davon heißt Alina Kabajewa. Ist sie seine Geliebte? Oder längst Ehefrau? Seit Jahren gilt die ehemalige Gymnastin als seine First Lady. 2008 berichtete die Moskauer Zeitung "Moskowski Korrespondent" erstmals über die Verbindung. "Am 15. Juni soll die Hochzeit stattfinden", schrieb das Blatt. Zwei Tage nach dem Erscheinen der Berichte wurde die Zeitung eingestampft. Aus finanziellen Gründen behauptete der Eigentümer und Herausgeber Alexander Lebedew. 

Als der regierungskritische Oligarch die Einstellung verkündete, folgte aus dem Kreml zeitgleich das Dementi. Aus den Berichten der Staatsmedien verschwand der Name von Kabajewa. Eine Anweisung "von oben", bestätigten damals die Redaktionen.

2012 zog sich der Medien-Mogul Lebedew aus den Geschäften in Russland zurück. Er sei Drohungen und Erpressungen des Inlandsgeheimdienstes ausgesetzt, denen er nicht länger standhalten könne, erklärte er. Während der Milliardär in Russland längst vergessen ist, ist es Kabajewa nicht.

Die Beziehung zwischen dem Präsidenten und der Sportlerin ist zu jener versteckten Nadel Koscheis des Unsterblichen geworden. Alle wissen, dass es sie gibt, aber niemand hat sie gesehen. Bei einem Mann, der von "zwei Frauen" spricht, wenn er über die eigenen Töchter redet, ist es jedoch nicht verwunderlich.

Der Anfang der Geschichte

Ihren Lauf nahm die Romanze zwischen Putin und Kabajewa vor mehr als 20 Jahren. Am 1. Dezember 2001 tauchten die beiden erstmals bei einem offiziellen Anlass in der Öffentlichkeit auf. 

Die 18-Jährige Kabajewa ist zu diesem Zeitpunkt ein Weltstar der Sportgymnastik. Mehr als zehn Goldmedaillen kann sie sich um ihren zierlichen Hals hängen: Europameisterin, Weltmeisterin und Trägerin von Olympia-Bronze. Bei den Weltmeisterschaften in Madrid gewinnt sie in jenem Jahr erneut mehrfach Gold. Doch wenig später wird bekannt: Kabajewa hat gedopt. In ihrer Probe wird das Gewichtsabnahme-Mittel Diuretikum gefunden. Sie wird für ein Jahr gesperrt. Ihre Medaillen aus Madrid verliert sie. Ihre Trainerin spricht von "Krieg gegen den russischen Sport".

Putin ist zu diesem Zeitpunkt ein frisches Gesicht auf der Weltbühne, keine zwei Jahre im Amt des Präsidenten. Auf einer Sport-Show, ausgerichtet von ihrer Trainerin, nimmt Putin Platz neben Kabajewa. "Der Präsident und die Amazone", titelt wenige Tage später die Zeitung "Komsomplskja Prawda". 

Alina Kabajewa und Wladimir Putin 2004
Alina Kabajewa und Wladimir Putin während eines Treffens mit Sportlern, die an den Olympischen Spielen in Athen 2004 teilnehmen sollten
© Sergei_Chirikov / Picture Alliance

Bis zum Jahresende wird die 18-Jährige Kabajewa zum Mitglied des Obersten Rates von "Einiges Russland" erhoben, der Partei Putins. Keinen Monat nach ihrem Treffen. Von diesem Moment an nimmt die politische Karriere der Sportlerin einen steilen Verlauf. 2005 ernennt Putin sie zum Mitglied der Gesellschaftlichen Kammer der Russischen Föderation. 2007 steigt sie zur Abgeordneten in der russischen Staatsduma für "Einiges Russland" auf und wird dort zur stellvertretenden Vorsitzenden des Komitees der Staatsduma für Jugendfragen. 

"Direktorin des Direktorenrats" 

In dieser Zeit zeichnet sich Kabajewa durch nichts außer ein paar Unterschriften unter umstrittenen Gesetzen und glänzender Abwesenheit aus. Dennoch wird sie 2008 zur Vorsitzenden des Öffentlichen Rates der National Media Group (NMG). Die Mediengruppe ist zum damaligen Zeitpunkt eine der größten privaten Medienholdings in Russland. Zu dem Medienimperium gehören unter anderem die Sender "Ren TV", "5. Kanal" und die Zeitung "Izwestija". Außerdem gehören der NMG 25 Prozent der Aktien des "Ersten Kanals", des größten russischen Senders, und 49 Prozent der Mediengruppe "News Media".

2014 gibt Kabajewa schließlich ihren Sitz in der Duma auf, um den Verwaltungsratsvorsitz in der NMG zu übernehmen. Geleitet wird das Medien-Imperium jedoch von engen Freunden Putins, den milliardenschweren Brüdern und Geschäftsmännern Kowaltschuk. Was Kabajewa als "Direktorin des Direktorenrats" dort macht, weiß niemand zu sagen. Aber offenbar macht sie es so gut, dass die russischen Oligarchen und Freunde Putins ihre Großmutter und Schwester dafür mit Luxusimmobilen beschenken. 

Freunde Putins und ihre Geschenke 

Der Milliardär Grigorij Baewskij überschrieb etwa eine 228-Quadratmeter-Wohnung in Moskau auf den Namen von Kabajewas Schwester. Das geht aus offiziellen Immobilienregistern hervor. Bekannt ist Baewskij auch als der "Makler Putins". Er soll sich unter anderem um Immobilen für dessen Töchter gekümmert haben.

2013 beschenkte Baewskij auch Kabajewas Großmutter. Dieses Mal überschrieb er der 81-jährigen Frau ein Grundstück samt zwei Häusern mit einer Fläche von 3000 Quadratmetern in einer der vornehmsten Gegenden um Moskau. Von hier aus gelangt man in 15 Minuten zu Putins Residenz Nowo-Ogarjowo, wo er die meiste Zeit verbringt. 

Auch Putins Freund Pjotr Kolbin beschenkte die betagte Dame mit Immobilien. 2015 überschrieb er ihr zwei Luxus-Appartements im Zentrum Moskaus mit einer Gesamtfläche von 600 Quadratmetern. Vier Tage später bereitete ein weiterer Freund Putins ihr ein Geschenk. Von Gennadi Timtschenko bekam Kabajewas Großmutter eine luxuriöse Wohnung an einem malerischen Kanal mitten in Sankt Petersbirg. 

Auch Kabajewas Mutter ging nicht leer aus. Sie ist stolze Mieterin eines Chalets in Sotschi. Ihre Nachbarn sind Dmitri Medwedew und Gazprom-Direktoren. Von Gazprom bekam sie auch Luxus-Apartments in Moskau geschenkt. 

Alina Kabajewa taucht in Moskau auf 

Trotz der ganzen Luxus-Immobilen soll Kabajewa aber die Schweiz ihrer Heimat vorziehen. Auch zu Beginn des Krieges in der Ukraine soll sie sich laut Medienberichten in Tessin in der Schweiz aufgehalten haben. Vier Kinder soll sie inzwischen zusammen mit Putin haben, unter anderem Zwillinge, die in der Schweiz zur Welt gekommen sein sollen. Auch sie soll die Schweizer Bürgerschaft besitzen.

Den Krieg in der Schweiz aussitzen will Kabajewa aber offenbar nicht. Nun tauchte sie in Moskau auf und wurde bei den Proben ihrer Wohltätigkeitsveranstaltung "Alina Festival", die an diesem Samstag stattfindet, in der VTB Arena gesichtet. Im russischen Fernsehen sollen Teile des Events vor dem 9. Mai ausgestrahlt werden.

Ekaterina Sirotina, Cheftrainerin der russischen Junioren-Nationalmannschaft in Rhythmischer Sportgymnastik, postete auf Instagram Bilder der 38-jährigen Alina Kabajewa bei der Probe für die Sportveranstaltung.

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Ihr verändertes Aussehen sorgt nun für Spekulationen. Sie habe wohl den gleichen Schönheitschirurgen wie Wladimir Putin, spottet die russische "Cosmopolitan". Mag sein, dass der Krieg ihres Auserwählten auch in ihrem Gesicht Spuren hinterlässt. 

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