Florida Schüler darf in Rede nicht über seine Homosexualität sprechen – und doch wissen alle, was er meint

Abschlussrede in Florida
Zander Moricz hält die Abschlussrede an seiner Schule in Pine View, Florida
© mattxiv / Twitter
Einem Schüler aus Florida wurde verboten, bei seinem Abschluss über seine sexuelle Orientierung zu sprechen. Also redete er über seine Haare – aber alle wussten, was er eigentlich sagen wollte.

Das G-Wort sollte Zander Moricz auf keinen Fall in den Mund nehmen. Der Schüler ist schwul und sollte auf der Abschlussfeier seines Jahrgangs an der Schule in Pine View, Florida, eine Rede halten. Eine große Ehre – doch dem Schulleiter war nicht wohl dabei. Er schärfte Moricz ein, dass er das Wort "Gay", also "schwul", nicht verwenden dürfe.

Dies sei "unangebracht", berichtete der 18-Jährige dem Sender ABC7 aus dem Gespräch, und man werde ihm sofort das Mikrofon abdrehen, sollte er sich nicht daran halten. Der Schüler hielt sich daran – und setzte dennoch ein Zeichen. Statt "schwul" zu sagen, sprach er darüber, wie es sei, mit "lockigen Haaren" in Florida zu leben. Moricz trägt selbst eine wilde Lockenmähne. Und da die Diskussion im Vorfeld bereits Wellen geschlagen hatte, wusste jeder, was gemeint war.

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Florida: Schüler spricht über seine Locken

"Früher habe ich meine Haare gehasst, ich habe mich Tag und Nacht dafür geschämt und verzweifelt versucht, diesen Teil von mir zu glätten", sagte Moricz in seiner Rede. "Aber der tägliche Schaden, der entstand, als ich versuchte mich selbst zu reparieren, wurde unerträglich." Stattdessen habe er sich dazu entschieden, stolz auf sich selbst zu sein. Außerdem würdigte er einige Lehrer:innen und Freund:innen an der Schule, die ihm auf diesem Weg geholfen haben.

Mason Bleu Comingout Highschool
© twitter.com/maasonbleu
Coming-Out während der Abschlussrede: Mitschüler feiern 17-Jährigen für seinen Mut

In seiner Abschlussrede sprach Moricz auch über andere Schüler:innen, denen es ähnlich wie ihm ergeht: "Es wird viele Jugendliche mit lockigen Haaren geben, die Gemeinschaften wie Pine View brauchen und sie nicht haben werden." Er habe sich seine Rede anders vorgestellt, aber: "Sie musste so sein, für die tausenden Jugendlichen, die gezwungen sein werden, während ihrer gesamten Schulzeit so zu sprechen."

Protest gegen neues Gesetz in Florida

Damit spielte Moricz auf das "Parental Rights in Education"-Gesetz an, das in Florida seit einigen Monaten gilt. Kritiker sprechen auch vom "Don't say gay"-Gesetz. Auf Deutsch: "Sag nicht schwul" – so wie im Fall von Zander Moricz. Es verbannt die Themen "sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität" mindestens bis zur dritten Klasse aus den Schulen. Nach Ansicht des republikanischen Gouverneurs Ron DeSantis soll das dem Schutz der Kinder dienen. Kritiker des Gesetzes befürchten, dass Kinder und Jugendliche so keine Gelegenheit bekommen, sich adäquat mit ihrer sexuellen Orientierung auseinandersetzen zu können.

Auch der Direktor der Schule von Zander Moricz wollte nicht, dass der Schüler seine Homosexualität zum Thema in seiner Abschlussrede macht. "Mir wurde gesagt, dass meine Menschenrechte ein kontroverses Thema und im Kontext der Schule nicht angebracht sind", erzählte Moricz. "Es fühlte sich an, wie einen Vorschlaghammer ins Gesicht zu bekommen." Er hat trotzdem einen Weg gefunden, sein Anliegen zu präsentieren – und damit womöglich eine noch größere Reichweite erlangt, als wenn er offen über sein Schwulsein hätte sprechen können.

Quellen: ABC7 (1) / ABC7 (2) / mattxiv auf Twitter

epp

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