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Unruhen eskalieren Tote, Proteste und Plünderungen in Südafrika – nun greift die Gewalt auf weitere Regionen über

Unruhen eskalieren: Tote, Proteste und Plünderungen in Südafrika – nun greift die Gewalt auf weitere Regionen über
Sehen Sie im Video: Situation in Südafrika vielerorts außer Kontrolle – Augenzeugen filmen niederbrennendes Einkaufszentrum.




Augenzeugen filmten am Dienstag ein brennendes Einkaufszentrum im südafrikanischen Pietermaritzburg. Plünderer sollen es erst ausgeraubt und dann in Brand gesteckt haben. Bei den tagelangen Ausschreitungen in Südafrika sind nach Angaben der nationalen Sicherheitskräfte bislang mehr als 70 Menschen getötete worden. Allein bei einer Massenpanik in einem geplünderten Einkaufszentrum im Johannesburger Vorort Soweto sollen zehn Menschen gestorben sein. Plünderungen wurden auch aus Durban und Pretoria gemeldet. Die Situation sei vielerorts außer Kontrolle, berichteten Beobachter. Mehr als 1.200 Personen wurden nach Behördenangaben festgenommen. Das Militär hat seine Patrouillen verstärkt. Südafrikas Präsident Ramaphosa warnte angesichts der Plünderungen und der Zerstörung der Infrastruktur vor einer drohenden Lebensmittel- und Medikamentenknappheit. Die Ausschreitungen hatten sich im Zuge von Demonstrationen gegen die Inhaftierung des ehemaligen Präsidenten Zuma entwickelt; dieser war wegen Missachtung der Justiz zu einer Haftstrafe von 15 Monaten verurteilt worden. Hinzu kommen Frustration und Zukunftsängste in der Bevölkerung wegen der durch die Corona-Pandemie verschärften Wirtschaftskrise.

Nach der Inhaftierung von Ex-Präsident Zuma geraten die Proteste in Südafrika zunehmend außer Kontrolle. Nun ist es auch in weiteren Regionen zu gewalttätigen Krawallen gekommen.

In Südafrika greifen die gewalttätigen Proteste und Plünderungen mit mindestens 72 Toten von den betroffenen zwei Provinzen auf benachbarte Regionen über. In den Provinzen Mpumalanga und Northern Cape gab es ähnliche Zwischenfälle, wie die Polizei am späten Mittwochabend erklärte.

Die Afrikanische Union (AU) rief angesichts der Gewalt dringend zu einer Wiederherstellung der Ordnung auf. In den betroffenen Gebieten bildeten sich laut Medienberichten Bürgerwehren, um ein Überschwappen aus den geplünderten und oftmals zerstörten Gewerbegebieten in die Wohnviertel zu verhindern.

Südafrika, Johannesburg: Demonstranten laufen weg nachdem die Polizei Tränengaskanistern eingesetzt hat
Südafrika, Johannesburg: Demonstranten laufen weg, nachdem die Polizei Tränengas eingesetzt hat
© Yeshiel/XinHua / DPA

Gewalt in Südafrika greift auf weitere Regionen über

Das mittlerweile zur Unterstützung der Polizei mobilisierte Militär wurde laut Regierungsangaben vor allem an strategischen Punkten rund um Krankenhäuser und Flughäfen, aber auch im Township Alexandra bei Johannesburg stationiert. Während der Unruhen wurden auch mindestens vier Ausländer aus Somalia getötet und weitere verletzt.

Unruhen eskalieren: Tote, Proteste und Plünderungen in Südafrika – nun greift die Gewalt auf weitere Regionen über

Wie das somalische Außenministerium am Dienstag zudem bestätigte, wurden auch zahlreiche somalische Geschäfte in der Provinz KwaZulu-Natal geplündert. Somalische Händler waren in der Vergangenheit bei Übergriffen in Südafrika wiederholt Ziel von Attacken. Das somalische Außenamt appellierte daher an Südafrikas Regierung, somalische Staatsbürger vor brutalen Übergriffen zu schützen.

Die Situation wird verschärft durch die Coronakrise – viele Impfzentren sind wegen der Unruhe geschlossen. Zudem drohen Versorgungsengpässe, weil seit Tagen eine der wichtigsten Verbindungen – die Autobahn N3 von Afrikas bedeutendstem Hafen in Durban nach Johannesburg – gesperrt ist. Die geschätzten Schäden für die zuvor schon angeschlagene Volkswirtschaft des Landes werden mittlerweile auf mehrstellige Millionenbeträge geschätzt.

Krawalle nach Inhaftierung von Ex-Präsident Zuma

Begonnen hatten die Krawalle als eine Form des Protestes gegen die Inhaftierung des Ex-Präsidenten Jacob Zuma; innerhalb weniger Tage entwickelten sie sich dann aber zu großflächigen Ausschreitungen im industriellen Herz des Landes rund um Johannesburg sowie Zumas Heimatprovinz KwaZulu-Natal.

Zuma war wegen Missachtung der Justiz zu einer Haftstrafe von 15 Monaten verurteilt worden, die er am späten Mittwoch antrat. Er muss sich vor einer Untersuchungskommission wegen verschiedener Korruptionsvorwürfe während seiner Amtszeit (2009-2018) verantworten, war aber einer Vorladung nicht gefolgt.

fs/tkr DPA

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