Am Anfang plauderten Mike und "Jenny", wie sich seine Bekanntschaft nannte, über ihr Leben und gemeinsame Reisen. Die beiden hatten sich über die Dating-Plattform Tinder kennengelernt. Später begannen sie, sich über WhatsApp zu schreiben – und kamen schnell auf das Thema Bitcoin zu sprechen.
"Sie fing an, mir von ihrem Onkel zu erzählen, der für die Bank J.P. Morgan arbeitete... er war der weltweite Experte für Bitcoin-Optionen", erzählt der Amerikaner in einem Interview mit dem Fernsehsender NBC-News. Um seine Privatsphäre zu schützen, bleibt sein Nachname geheim. "Ich war nicht auf der Suche nach einer Investition in Kryptowährungen. Ich war auf der Suche nach jemandem, mit dem ich etwas Spaß haben konnte. Sie wissen schon, 'Lass uns wandern gehen, lass uns essen gehen.'" Alles das wollte er mit "Jenny", die, wie sie sagte, aus Malaysia stammte.
Mann verliert durch Tinder-Bekanntschaft fast 300.000 Dollar
Getroffen hatte der alleinstehende Rentner sie nie, doch sie überredete ihn, 3.000 Dollar auf der Kryptobörse crypto.com zu investieren – einer Trading-Plattform für die unter anderem Hollywood-Schauspieler Matt Damon wirbt. Und das tat er auch. Dann ermutigte sie ihn, das Geld auf eine andere Plattform zu transferieren. Immer mehr. "Je mehr du hier drin hast, desto mehr kannst du verdienen", soll sie ihn gelockt haben.
Schließlich erreichte sein Kryptowährungsportfolio einen Wert von einer Million Dollar. Mike wurde ein persönlicher Analyst namens "Devon" zugewiesen. Als er und "Jenny" ihm schließlich rieten, seine Steuerzahlungen nicht an die Bundessteuerbehörde zu schicken, wurde er misstrauisch. Er versuchte, Geld von seinem Konto zu überweisen, doch es gelang ihm nicht. Da wurde ihm klar, dass nichts davon echt war – weder seine Gewinne noch seine Freundin "Jenny" – nur seine epischen Verluste. "Ich habe etwa 277.000 Dollar ausgegeben", so Mike.
Polizei rät zu Recherchen und Rat bei der Hausbank
Krypto-Betrügereien sind keine Seltenheit. Und sie betreffen sowohl Männer als auch Frauen. Im Februar berichtete die "New York Times" über eine 33-Jährige, die durch diese Masche fast ihre gesamten Ersparnisse verloren hat. Sie verliebte sich über eine Dating-App in einem Mann, der sich als chinesischer Architekt ausgab. Sie schrieben sich über Monate hinweg, ohne sich je zu treffen.
Er sprach sie auf das Thema Kryptowährungen an und wie daraus resultierende Gewinne ihnen dabei helfen würden, ein gemeinsames Leben aufzubauen. Schließlich schickte sie Bitcoins im Wert von über 300.000 Dollar an eine Adresse, von der ihr der Architekt gesagt hatte, sie sei mit einem Konto bei der Hongkonger Kryptowährungsbörse OSL verbunden. Die Website sah seriös aus und bot einen 24/7-Online-Kundensupport. Die junge Frau konnte auf ihrem Kontostand verfolgen, wenn der Bitcoin-Preis stieg oder fiel. Doch statt auf ein Börsenkonto ging das Geld in die digitale Brieftasche des Betrügers und er verschwand.
Auch in Deutschland sind Fälle von Bitcoin-Betrug bekannt. Die Polizei rät deshalb grundsätzlich immer dazu, bei Investments, deren Funktionsweise oder deren Anbieter unbekannt sind, vorab entsprechende Recherchen zu tätigen, den Anbieter genauestens zu überprüfen und im Zweifel den Rat der eigenen Hausbank einzuholen.
Quellen: NBC-News, "New York Times", Polizei