Tornado-Absturz "Wir sind hier knapp einer Katastrophe entgangen"

Bei Garding auf der Halbinsel Eiderstedt sind zwei Kampfjets der Bundeswehr zusammengestoßen und abgestürzt. Zwei Piloten kamen ums Leben. Die Dorfbewohner hatten Glück im Unglück.

Es gab einen lauten Knall. Wir dachten erst an eine Explosion, aber dann sahen wir eine große Rauchwolke am Himmel", sagte Juliane Wiegand. Als die beiden Bundeswehr-Tornados am Mittwochvormittag unweit von Garding bei St. Peter Ording abstürzten, war die Urlauberin aus Düsseldorf gerade mit ihrem Mann im Wohnmobil auf der Eider-Halbinsel in Schleswig-Holstein unterwegs. "Wir wussten gleich, da ist was Schlimmes passiert", sagte sie.

Glück im Unglück

Zwei Piloten verloren bei dem Absturz ihr Leben, zwei weitere konnten sich mit Fallschirmen retten. Die rund 2.500 Einwohner des Städtchens Garding hatten Glück im Unglück: Nur etwa zwei Kilometer hinter dem Luftkurort stürzten die beiden Kampfjets im Abstand von etwa 800 Metern auf zwei Wiesen. Einen Schutzengel hatten auch die Bewohner eines Zweifamilienhauses. Denn die Triebwerke eines Jets schlugen nur rund 60 Meter vor ihrer Haustür ein. "Wir sind hier knapp einer Katastrophe entgangen", sagte ein Anwohner.

Stichwort: Kampfflugzeug Tornado

Der Tornado ist ein zweisitziges Allwetter-Angriffsflugzeug. Die in den siebziger Jahren entwickelte Mehrzweckmaschine wurde von der Bundeswehr 1982 eingeführt. Zurzeit verfügt die Luftwaffe über 268 und die Marine über 48 Tornados. Das Verteidigungsministerium will die Zahl bis zum Jahr 2013 drastisch reduzieren.

Das Flugzeug hat zwei Mann Besatzung: den Piloten und den dahinter sitzenden Waffensystemoffizier. Er ist für die Navigation und die Vorbereitung der Bordraketen zuständig. Ausgelöst werden die Waffen vom Piloten.

Die Luftwaffe setzt den über 17 Meter langen Schwenkflügler als schweren Jagdbomber und zur Bekämpfung radargeführter Flugabwehr ein. Die Marine nutzt das bis zu 2400 Kilometer pro Stunde schnelle Flugzeug für Kampf- und Aufklärungsmissionen.

Durch Schleudersitz gerettet

Gegen 10.00 Uhr verschwanden die Maschinen von den Radarschirmen. Kurz darauf stieg eine weithin sichtbare schwarze Rauchsäule über den brennenden Trümmern auf. Die Besatzungsmitglieder des Jets, die sich mit dem Schleudersitz retten konnten, erhielten noch an der Unglücksstelle Erste Hilfe von Anwohnern, bevor sie mit einem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht wurden. "Wir sind von Zeugen über den Absturz und die Verletzten informiert worden", sagte Bundeswehr-Sprecher Andre Sabzog.

Die Flugzeuge waren Aufklärungstornados, von denen die Luftwaffe insgesamt 39 besitzt, allesamt stationiert beim Aufklärungsgeschwader 51 "Immelmann" im schleswig-holsteinischen Jagel. Die Tornados werden auch zu friedlichen Einsätzen im Inland eingesetzt. So überwachten sie während der Hochwasserkatastrophe vorletzten Sommer den Zustand der Deiche und helfen mit ihren Infrarot-Kameras bei der Suche nach vermissten Personen. Seit 1982 zählt die Luftwaffe eigenen Angaben zufolge 41 abgestürzte Tornados, 33 Piloten seien dabei getötet worden.

Übrig blieben nur zwei ausgebrannte Triebwerke

Um die brennenden Wrackteile zu löschen, rückten Freiwillige Feuerwehren von mehreren Gemeinden zu den Absturzstellen aus. Nach Zeugenangaben durften sie die Wrackteile aber nicht löschen, das übernahm die Bundeswehr. Am frühen Nachmittag waren die brennenden Trümmer gelöscht. Beide Tornados wurden bei dem Absturz völlig zerstört. An den Unglücksstellen waren nur noch zwei ausgebrannte Triebwerke und Teile eines Cockpits zu erkennen. "Die Trümmer sind in einem Umkreis von etwa einem Kilometer verteilt", sagte Sabzog.

Großflächige Absperrung

Gegen Mittag sperrten Polizei und Bundeswehr die Unglücksstelle im Umkreis von acht Kilometern ab. Große Trümmerteile wurden mit rot-weißen Absperrbändern gesichert und von Feldjägern bewacht. Über dem Unglücksort kreisten Hubschrauber der Bundeswehr und fotografierten die Absturzstellen. Zahlreiche Soldaten durchkämmten auf der Suche nach Wrackteilen das weitläufige Wiesengelände.

Manfred Rolfsmeier

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