Die Zahl der Toten nach dem schweren Erdbeben in Italien ist nach offiziellen Angaben auf mindestens 40 angestiegen. Besonders stark von dem nächtlichen Beben betroffen seien unter anderen die Abruzzen- Orte Paganica und Poggio Picenze, berichteten italienische Medien am Montag. Es müsse mit weiteren Todesopfern gerechnet werden, da es in den historischen Zentren einiger Städte schwere Zerstörungen gebe. Das Beben hatte - nach verschiedenen Messungen mit einer Stärke von 5,8 bis 6,3 - am Morgen die mittelitalienische Region Abruzzen nordöstlich von Rom heimgesucht und Hunderte Häuser zerstört.
Nach Angaben des Zivilschutzes sind Tausende Menschen obdachlos geworden. Regierungschef Silvio Berlusconi sagte wegen des Unglücks eine nach Russland geplante Reise ab und rief den Notstand für das Gebiet aus.
In der Hauptstadt der Region wird die Lage von Stunde zu Stunde dramatischer. Der Zivilschutz sprach von 10.000 bis 15.000 beschädigten Häusern. "Das heißt, dass wir uns in den nächsten Wochen um Tausende Menschen kümmern müssen", sagte Agostino Miozzo vom Zivilschutz.
Die Straßen in der 68.000-Einwohner-Stadt L' Aquila und den umliegenden Orten sind mit Trümmern übersät, sodass Rettungsmannschaften nur mühsam vorankommen. Im Zentrum der Rettungsbemühungen steht ein eingestürztes Studentenwohnheim, in dem sich ein halbes Dutzend Menschen befinden soll.
Der Leiter des Zivilschutzes, Guido Bertolaso, sprach von der "schlimmsten Katastrophe seit Beginn des Jahrtausends". In der ganzen Region gruben Bewohner und Einsatzkräfte teilweise mit bloßen Händen nach Verschütteten. In den Fluren der Krankenhäuser warteten blutende Verletzte auf Hilfe.
In der Nacht waren Tausende aus dem Schlaf aufgeschreckte Menschen auf die Straße gelaufen, in einigen Vierteln fielen Strom und Telefon aus. Auch aus der Umgebung der Abruzzen-Hauptstadt wurden Schäden gemeldet. An vielen Häusern zeigten sich größere Risse. Das Beben war auch in Rom und in den Marken zu spüren.
Die Erde hatte um 3.32 Uhr gebebt. Allerdings gibt es unterschiedliche Angaben über die Stärke der Erderschütterungen. Der italienische Zivilschutz teilte mit, das Beben rund 110 Kilometer nordöstlich von Rom habe eine Stärke von 5,8 gehabt. Das US-Institut für Geophysik (USGS) sprach von einer Stärke von 6,3. Fest steht, dass das Epizentrum des Bebens im Gebiet nördlich der Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila in fünf Kilometern Tiefe lag. In dieser Gegend hatte die Erde in den Stunden zuvor bereits zwei Mal stärker gebebt.
Italiens Zivilschutzleitung informierte Staatspräsident Giorgio Napolitano und Regierungschef Silvio Berlusconi über das Erdbeben und warnte die Bevölkerung der Region davor, die Straßen zu befahren.
Die jüngste Naturkatastrophe ist das schwerste Erdbeben in Italien seit 2002. Damals waren beim Einsturz einer Schule im Süden des Apennin 30 Kinder getötet worden.