Vermisster Malaysian-Airlines-Jet Maschine flog womöglich noch vier Stunden weiter

Die Rätsel um die verschwundene Malaysia-Airlines-Boeing werden immer verworrener. Offenbar war der Jet nach dem letzten Kontakt noch stundenlang in der Luft. Ein Terrorszenario wird wahrscheinlicher.

Das in Südostasien verschwundene Flugzeug könnte nach einem Bericht des "Wall Street Journal" nach dem letzten bekannten Funkkontakt noch vier Stunden geflogen sein. Die Zeitung beruft sich auf zwei Luftfahrt- und Geheimdienstexperten, nach deren Angaben die Triebwerke der Boeing 777-200 entgegen allen bisherigen Angaben doch automatisch Daten funkten.

Diese Daten legten nahe, dass die Boeing 777 Malaysia Airlines-Maschine mit 239 Menschen an Bord insgesamt fünf Stunden in der Luft war. Sie verschwand am frühen Samstag eine Stunde nach dem Start zwischen Malaysia und Vietnam vom Radar und ist seitdem spurlos verschwunden.

Völlig unklar an diesem Szenario wäre, wieso die Piloten sich nicht meldeten, und weshalb die Maschine nicht auf Radarbildern zu sehen war. US-Antiterrorspezialisten überprüften die Möglichkeit, dass einer der Piloten oder ein anderer Insasse des Flugzeugs die Maschine an einen unbekannten Ort entführt haben könnte, hieß es im "Wall Street Journal" weiter. Zuvor seien möglicherweise die Transponder zur automatischen Sendung von Flugdaten abgeschaltet worden, um der Radarüberwachung zu entgehen. Die Ermittler verfolgten die Theorie, dass die Maschine umgeleitet worden sei, "um sie später für einen anderen Zweck zu nutzen".

Malaysias Transportminister hat den Bericht inzwischen zurückgewiesen. Vertreter des Flugzeugbauers Boeing sowie des Triebwerk-Herstellers Rolls-Royce, die in Kuala Lumpur bei den Ermittlungen helfen, hätten diese Angaben nicht bestätigt.

"Sowohl was Boeing, als auch was Rolls Royce angeht, sind diese Berichte unzutreffend", sagte Minister Hishammuddin Hussein.

Trümmerteile erweisen sich als falsche Spur

Zuvor hatten sich Hinweise aus China auf mögliche Trümmerteile im Meer als falsche Spur herausgestellt. Die vietnamesische Luftfahrtbehörde teilte am Donnerstag mit, sie habe umgehend zwei Flugzeuge zu der fraglichen Stelle entsandt, dort aber nichts gefunden. China hatte zuvor mitgeteilt, auf ausgewerteten Satellitenbildern vom Sonntag "schwimmende Objekte" im Südchinesischen Meer entdeckt zu haben, bei denen es sich möglicherweise um Wrackteile der Unglücksmaschine handeln könnte.

Inzwischen haben jedoch auch offizielle chinesische Stellen bestätigt, dass die besagten Objekten nicht von dem verschollenen Flugzeug stammen. "Wir haben bestätigt, dass sie mit dem Flugzeug nichts zu tun haben", sagte eine Sprecherin von Chinas Luftverkehrsbehörde (CAAC) am Donnerstag in Peking. Wie die Experten zu dem Schluss gekommen sind, sagte die Sprecherin allerdings nicht.

Zehn Satelliten suchen nach Überbleibseln

Der Fund hatte zunächst Hoffnungen ausgelöst, endlich einen kronketen Hinweis auf den Verbleib der verschollenen Passagiermaschine mit 239 Menschen gefunden zu haben: Bei der Suche nach der in Südostasien verschwundenen Boeing 777 hatte ein chinesischer Satellit insgesant drei Objekte geortet. Umgehend wurden Schiffe in das Gebiet beordert.

Wie die Staatliche Verwaltung für Wissenschaft, Technologie und Verteidigungsindustrie (SASTIND) am Donnerstag in Peking berichtete, waren die gesichteten Teile etwa 13 mal 18 Meter, 14 mal 19 Meter und 22 mal 24 Meter groß. Was auf den Satellitenbildern auszumachen war, wurde bisher nicht mitgeteilt.

Die Fundstelle südlich von Vietnam hatte auch deshalb für Hoffnung gesorgt, weil sie in etwa dort liegt, wo die Boeing 777-2000 auf ihrem Kurs von Kuala Lumpur nach Peking ursprünglich zuletzt auch vermutet worden war. Die Satellitenbilder seien schon am Sonntag aufgenommen worden, berichtete SASTIND. China hat zehn Satelliten so ausgerichtet, dass sie bei der Suche helfen können.

Malaysische Behörden in der Kritik

Ähnliche Hinweise auf schwimmende Gegenstände im Meer hatten sich zuvor schon als falsch erwiesen. Die Nachrichtenlage ist verwirrend. Immer wieder tauchen neue Berichte auf, dass das Flugzeug auch woanders gewesen sein könnte als auf dem eigentlichen Kurs der MH370 von Kuala Lumpur nach Nordosten in Richtung Peking. Nach zahlreichen widersprüchlichen Angaben wuchs in Malaysia die Kritik am Krisenmanagement der Behörden.

Zuletzt hatte das malaysische Militär berichtet, dass 45 Minuten nach dem Verschwinden der Malaysia-Airlines-Maschine Hunderte Kilometer weiter westlich ein Flugzeug auf dem Radar gesehen worden sei. Ob es sich dabei um die vermisste Boeing handelte, sei aber unklar, betonte der Chef der Luftwaffe, Rodzali Daud, am Mittwoch vor der Presse in Kuala Lumpur. Militärradar sei nicht in der Lage, Art und Kennung eines Flugzeugs zu identifizieren, sagte Rodzali. Malaysia habe die US-Behörden um Hilfe bei der Analyse der Daten gebeten, sagte Verkehrsminister Hishammuddin Hussein.

Airline ändert die Flugnummer

Das nicht identifizierte Flugzeug habe sich zu dem Zeitpunkt 370 Kilometer nordwestlich der Insel Penang über dem Andamanischen Meer befunden. Das wäre mehrere hundert Kilometer westlich der Route von der malaysischen Hauptstadt nach Peking. Der Luftwaffen-Chef hatte erst Stunden vor seiner neuen Enthüllung Medienberichte über ein Signal westlich von Malaysia vehement dementiert. In den Medienberichten war von einem Signal in der Straße von Malakka die Rede. Die am Mittwoch genannte Ortung liegt mehrere hundert Kilometer weiter nordwestlich.

Nach dem mysteriösen Verschwinden ihrer Maschine ändert Malaysia Airlines ab sofort die Kennung ihres Flugs aus der Hauptstadt Kuala Lumpur nach Peking. Die Verbindung habe ab dem 15. März die Nummer MH318, teilte die Airline am Donnerstag mit. Offensichtlich will man den Passagieren ein mulmiges Gefühl beim Nutzen der Unglücksverbindung ersparen.

DPA
kis/dho/DPA

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