Der Ammen-Dornfinger lebt üblicherweise in den warmen Ländern des Mittelmeerraumes – doch ist auch in der Region Berlin-Brandenburg auf dem Vormarsch. "Zunehmend muss man damit rechnen, dem Ammen-Dornfinger zu begegnen", erklärte der Zoologe Julian Heiermann gegenüber der "B.Z". Der Grund: Aufgrund des Klimawandels fühlt sich die Giftspinne auch hierzulande heimisch.
Der Ammen-Dornfinger hält sich vor allem auf ungemähten Wiesen mit hohem Gras und in Gestrüpp auf. Dank seiner besonderen Färbung ist er leicht zu erkennen: Sein Vorderkörper ist rot-orange, der Hinterkörper eher gelblich bis olivgrün. Auffällig sind auch seine schwarzen Klauen, mit denen das Tier seinen Beuteopfern eine Mischung aus gewebe- und blutschädigenden Giften injiziert.
Ammen-Dornfinger-Biss: Vorsicht ja, Panik nein
Nach Angaben des Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ist der Dornfinger "die einzige Spinne in Deutschland, deren Biss für den Menschen spürbare Folgen haben kann". Die Schmerzen ähneln denen eines Wespenstichs, die betroffene Stelle kann auch stark anschwellen. Nur in wenigen Fällen treten weitere Symptome wie Kreislaufkollaps, Schwindel, Fieber, Erbrechen oder Herzrasen auf. Nach Informationen des Nabu sind keine Fälle von dauerhaften Schäden oder Todesopfer im Zusammenhang mit Ammen-Dornfingerspinnen bekannt.
Ist es zu einem Biss gekommen, gilt es, Ruhe zu bewahren und einen Arzt aufzusuchen. Die Symptome sind zwar unangenehm, ein Stich verläuft jedoch meist glimpflich. Falls möglich, sollte die Spinne zur näheren Identifikation eingefangen werden. Von Kühlen und Kratzen wird im Falle eines Dornfinger-Bisses abgeraten.
Die Tatsache, dass sich die Tiere auch hierzulande ausbreiten, ist nicht neu. Wie der Nabu berichtet, wurden die ersten Dornfinger-Exemplare bereits in den Fünfzigerjahren in Brandenburg gesichtet. Mittlerweile leben die Spinnen auch in der nordwestlichen Niederlausitz, im Westen Sachsen-Anhalts, Rathenow und Potsdam. Der Nabu vermutet, dass sich die Tiere noch weiter in den Norden ausbreiten könnten.
Ihren Namen verdankt die Spinne ihrem besonderen Abwehrverhalten: Nach der Paarung legt das Weibchen die Eier in ein sogenanntes Brutgespinst. Bis zum Schlüpfen der Jungtiere harrt das Dornfinger-Weibchen im Nest aus und ist auch bereit, ihren Nachwuchs zu verteidigen. Wird die Spinne gestört, versucht sie, den Angreifer durch Drohverhalten zu verjagen – und beißt im Ernstfall auch zu. Der Nabu rät daher, die Gespinste auf keinen Fall zu öffnen. Auch hohes Gras sollte gemieden werden, um die Tiere nicht zu provozieren.