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Intergovernmental Panel on Climate Change Aufklärer, Impulsgeber, Nobelpreisträger: Das ist der Weltklimarat IPCC

Ein totes Nilpferd liegt in einem der ausgetrockneten Arme des Okavango-Deltas in Botswana (Archivbild)
Ein totes Nilpferd liegt in einem der ausgetrockneten Arme des Okavango-Deltas in Botswana (Archivbild). Laut dem neuesten Bericht des Weltklimarates haben Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Überflutungen seit den 1950er-Jahren stark zugenommen
© Monirul Bhuiyan / AFP
Der Weltklimarat IPCC legt in unregelmäßigen Abständen Berichte zum Stand des Klimawandels vor und gibt der Politik Entscheidungshilfen. Wer aber gehört dem Rat an und was steckt hinter der Organisation?

Der Weltklimarat IPCC hat den ersten Teil seines neuen Sachstandberichts vorgelegt. Darin zeigen die Autoren auf, wie weit die internationale Gemeinschaft von der Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels des Pariser Klimaabkommens entfernt ist.

Auch wenn der IPCC die meiste Zeit still vor sich hin arbeitet, um aus einer Vielzahl von Studien und Statistiken die neuesten Erkenntnisse zum Klimawandel zusammenzutragen, gibt er mit seinen Berichten immer wieder wichtige Impulse für die globale Klimapolitik.

Was ist der IPCC?

Das Intergovernmental Panel on Climate Change wurde 1988 von der UN-Umweltorganisation (Unep) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. Seine Aufgabe ist es, die Politik neutral über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Klimaveränderung und über mögliche Gegenmaßnahmen zu informieren. Dem IPCC gehören 195 Staaten an. Sie entsenden Experten, die eigenständig Berichte erstellen.

Wie ist der IPCC organisiert?

Das Gremium mit Sitz in Genf wird seit 2015 von dem Südkoreaner Hoesung Lee geleitet, einem Experten für die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels. Die IPCC-Berichte werden von tausenden Wissenschaftlern zusammengestellt, darunter neben Klima- und Meeresforschern auch Statistiker, Ökonomen und Gesundheitsexperten.

Der IPCC betreibt keine eigene Forschung zum Klimawandel, sondern wertet tausende Studien aus und fasst die zentralen Erkenntnisse daraus zusammen. Die verwendeten Studien haben im Regelfall das sogenannte Peer-Review-Verfahren durchlaufen – sind also von anderen Wissenschaftlern begutachtet worden. Zudem gibt es mehrere tausend beim IPCC registrierte wissenschaftliche Gutachter, die zu allen Aussagen in den Berichten Kommentare oder Kritik einreichen können.

Das Kernteam, das den nun vorliegenden ersten Teil des sechsten Sachstandsberichts des IPCC verfasst hat, besteht aus rund 240 Wissenschaftlern aus aller Welt, darunter sieben aus Deutschland. Teil zwei des Berichtes soll im Februar veröffentlicht werden, der dritte Teil soll im Herbst 2022 folgen.

Welche Berichte veröffentlicht der IPCC?

Alle fünf bis sechs Jahre veröffentlicht der IPCC umfassende Überblicke über den aktuellen Stand der Klimaforschung, die in der Regel etwa 1500 Seiten umfassen. Der erste IPCC-Bericht wurde 1990 veröffentlicht, zuletzt wurde 2014 ein umfassender Report vorgelegt.

Die regulären Berichte werden von je drei Arbeitsgruppen zusammengestellt: Arbeitsgruppe I legt die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel dar, die zweite beleuchtet die Folgen der Erderwärmung und die dritte zeigt Handlungsoptionen auf.

Abgesehen von diesen regulären Veröffentlichungen erstellt der Weltklimarat auch Sonderberichte zu bestimmten Aspekten des Klimawandels wie etwa zur Landnutzung oder zu den Veränderungen der Weltmeere und der Permafrostgebiete.

Zu jedem Bericht fertigt der IPCC eine Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger an. Diese wird jeweils in mehreren Runden redigiert – erst von Wissenschaftlern, dann von Regierungsvertretern. Der abschließende Entwurf der Berichtszusammenfassung wird dem IPCC-Plenum vorgelegt, das den Text Zeile für Zeile durchgeht und ihn schließlich im Konsens verabschiedet. Dies ist für den ersten Teil des sechsten Sachstandsberichtes in den vergangen zwei Wochen wegen der Corona-Pandemie vorwiegend virtuell erfolgt.

Regierungen können Änderungen an der Zusammenfassung erwirken – allerdings nur, wenn die neuen Formulierungen durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse im Bericht gedeckt sind. An dem eigentlichen Bericht können politische Entscheidungsträger keine Änderungen vornehmen.

Wie wird die Arbeit des IPCC bewertet?

Der IPCC wird dafür gelobt, dass er Entscheidungsträgern mit seiner eingehenden Untersuchung des Klimawandels wichtige und zuverlässige Informationen bereitstellt. 2007 wurde das Gremium zusammen mit dem früheren US-Vizepräsidenten und Klimaschutz-Vorkämpfer Al Gore mit dem Friedensnobelpreis geehrt.

Mit kleineren Fehlern in seinen Berichten lieferte der IPCC allerdings immer wieder Skeptikern Munition, welche die Kompetenz des Gremiums anzweifeln und ihm Befangenheit vorwerfen.

Einige Wissenschaftler haben dem IPCC in der Vergangenheit vorgehalten, bei der Bewertung von Risiken zu konservativ zu sein und damit zu einer Unterschätzung der Gefahren durch den Klimawandel beizutragen.

mad / dho / Marlowe Hood, AFP

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