Seit dem Jahr 2000 hatte Imke de Pater den Uranus im Visier: Die Astronomin von der Universität von Kalifornien in Berkeley und ihr Team beobachteten den Planeten mit einer Infrarotkamera über das Keck-Teleskop auf Hawaii.
Die Sensation aber gelang Ende 2005 anderen Astronomen: Mark Showalter und Jack Lissauer entdeckten zwei neue Uranusringe und zwei neue Monde - auf Fotos, die das Weltraumteleskop Hubble aufgenommen hatte. De Pater und ihre Kollegen hatten auf ihren Infrarotbildern nur den inneren der zwei neuen Ringe erkennen können, der äußere war im infraroten Bereich des Lichts unsichtbar geblieben. Auch der in den äußersten Ring eingebettete Mond Mab war auf den Infrarotbildern nicht zu finden.
Der Vergleich der Hubble-Bilder mit den Infrarotbildern klärte nun die Frage, warum das Keck-Teleskop den äußeren Ring nicht gesehen hatte: Er ist blau - und damit nach Saturns E-Ring der zweite blaue Ring, der im Sonnensystem entdeckt wurde. Außerdem entdeckten de Pater und ihr Team Ähnlichkeiten zwischen den Ringsystemen von Uranus und Jupiter. Über ihre Arbeit berichten die Astronomen im Fachmagazin "Science".
Inaktiv und felsig versteckt sich Mond Mab im äußersten Ring
Der äußerste Uranusring ähnelt mit seiner blauen Farbe und dem eingebetteten Mond Mab stark Saturns ebenfalls blauem E-Ring, der in der Umlaufbahn des Mondes Enceladus liegt. Wahrscheinlich hat die blaue Farbe der beiden Ringe auch eine ähnliche Erklärung, sagen die Astronomen: Schwache Kräfte verteilen kleine Partikel im Ring, während größere Teilchen vom Mond wieder aufgesammelt werden. Übrig bleibt ein breiter Ring aus sehr kleinen Teilchen, die vor allem blaues Licht reflektieren. Mab selbst ist wahrscheinlich von absorbierendem Wassereis überdeckt und wurde deshalb nicht auf den Infrarotbildern entdeckt, erklären die Forscher.
Quelle der Ringpartikel ist sowohl beim Uranus als auch beim Jupiter der im Ring eingebettete Mond. Doch während Saturns Mond Enceladus aktiv ist und ständig kleine Staub- und Eispartikel in seine Umlaufbahn schleudert, kommt diese Erklärung bei Uranus Mond Mab, der ein inaktiver und felsiger Körper ist, nicht in Frage. Hier schleudern Meteoriteneinschläge Trümmer ganz verschiedener Größen in die Mondumlaufbahn, berichten die Wissenschaftler.
Ähnlichkeiten fanden die Forscher auch zwischen Saturns G-Ring und dem inneren der neu entdeckten Uranusringe. Beide erscheinen rötlich und enthalten vermutlich Partikel verschiedener Größen, die unterschiedliche Wellenlängen reflektieren. Die rote Farbe dominiert hier nach Vermutung der Forscher nicht nur wegen der vielen größeren Partikel - mit Ausmaßen von einigen Mikrometern bis zu Metern - sondern auch, weil das Material selbst eine rötliche Farbe haben könnte.