Archäologie Studie belegt: Diese Steinwerkzeuge gehörten den ältesten Bewohnern Großbritanniens

Eine Handaxt der britischen Steinzeitmenschen
Eine Handaxt der britischen Steinzeitmenschen
© Museum of Archaeology and Anthropology, Cambridge
Sie lebten in Großbritannien, als sich noch kaum Menschen so weit in den Norden Europas vorgewagt hatten – doch vor rund 550.000 Jahren vertrieb eine Kältewelle sie wieder aus dem Land. Wer waren die geheimnisvollen Siedler von Fordwich?

Die meisten von uns wissen kaum noch etwas über ihre Urgroßeltern oder können sich den Alltag ihrer Ururgroßeltern wirklich vorstellen. Schon die 1980er Jahre, eine Zeit ohne Internet oder Smartphones, wirken heute auf uns fremdartig und nicht wie eine Ära, die die meisten von uns noch hautnah miterlebt haben. Wie skurril ist es da erst, sich in das Leben von Menschen hineinzuversetzen, die vor gut 500.000 Jahren gelebt haben? Archäologen in England versuchen das gerade.

Denn im südenglischen Fordwich wurden bereits in den 1920er Jahren ganze 238 Steinwerkzeuge gefunden, die man damals jedoch noch nicht genau datieren konnte. So wurden sie grob auf "zwischen 700.000 und 500.000 Jahre alt" geschätzt, in Kisten verpackt und beinahe vergessen. Erst jetzt wurden Archäolog:innen wieder auf die interessante Fundstelle aufmerksam, und untersuchten sie erneut. Diesmal sehr viel gründlicher und mit neuester Technik. So konnten die Wissenschaftler:innen etwa nun überprüfen, wann das Sediment, in dem die Werkzeuge gefunden wurden, zum letzten Mal Sonnenlicht ausgesetzt war. Das Ergebnis: Vor 542.000 Jahren!

Zahlreiche Steinwerkzeuge wurden gefunden

Allerdings wird davon ausgegangen, dass die Werkzeuge schon deutlich früher hergestellt wurden und vor Ort zurückgelassen wurden, als ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt eine Kältewelle Großbritannien überzog. Fordwich wurde dabei von Eis und Sediment bedeckt. Die Menschen zogen sich vermutlich in Richtung Süden zurück, wo es noch wärmere Temperaturen gab. Es dürfte sich um eine der ältesten Menschengruppen in Großbritannien handeln, die Werkzeuge hergestellt hatte. Sie könnte parallel mit Gruppen in den nahegelegenen Orten Happisburg und Pakefield gelebt haben, deren Siedlungsspuren ebenfalls mindestens 700.000 Jahre zurückverfolgbar sind.

Gefunden wurden in Fordwich unter anderem Handäxte und Steine mit scharfen Kanten, die vermutlich als Schaber für Felle und zum Zerlegen von Fleisch genutzt wurden. Was nicht gefunden wurde: Fossilien von Menschenknochen. Deshalb ist nicht bekannt, welche Menschenart damals England bevölkerte. Es können weder moderne Menschen – homo sapiens – gewesen sein noch Neandertaler, denn beide gab es zu dieser Zeit noch nicht. Womöglich könnte es sich um eine Art namens homo antecessor handeln, frühe Vorfahren moderner Menschen – Beweise dafür stehen allerdings noch aus.

Quelle:   "Science News"

wt

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